Archive for November 2012

Zweieinhalb Etappen Eifelsteig

eifelsteig_title Pünktlich zum ersten Frost machen wir uns auf in die legendär kalte Eifel. Die Wetterprognose für die nächsten Tage ist so lala, aber es wird schon gehen. Wir haben uns vorgenommen, drei wunderbare Wandercaches (GC24AJZGC24AW0 und GC24AW5 | Update: leider archiviert) anzugehen, die teilweise auf, aber entgegengesetzt zum Eifelsteig verlaufen. Jeder wird einen Tag beanspruchen. Wir können aus sechs Urlaubstagen also die drei mit dem besten Wetter auswählen. Was uns ein wenig zu schaffen macht, ist der Einbruch der Dunkelheit bereits am späten Nachmittag. Wir werden früh aufbrechen müssen. Sehr früh. Bei diesen Temperaturen ist definitiv ein Campingplatz vonnöten. Eine heisse Dusche und Strom für längeren Betrieb der Standheizung muss schon sein. Wir wählen die Schafbachmühle, ein hübscher naturnaher Platz im Schafbachtal.  Es ist wenig los und wir haben eine große Parzelle ganz für uns allein. Da es auch immer wieder einmal regnen soll, bauen wir das Busvorzelt auf.

eifeldaemmerung

Es dämmert bei Einruhr

Über den Riffelsbach bei Hammer

Über den Riffelsbach bei Hammer

Etappe 1 (GC24AJZ) Es ist noch stockduster als uns das Rauschen der Dieselstandheizung auf Stufe „Power“ weckt. Nach Kaffee und schnellem Frühstück brechen wir auf nach Einruhr. Über hart gefrorenem Matsch haben wir den ersten Aufstieg hinter uns, als die Sonne über die Eifelhügel steigt. Wir wandern in entgegengesetzter Richtung auf Eifelsteig Etappe 3. Trotzdem begegnet uns niemand. Die Wanderung ist herrlich, die Luft frisch und die Wälder still. Unterwegs bekommen wir ein paar Schneegrieselschauer ab. Der Cache ist so gehalten, dass die Aufgaben unterwegs gut im Vorbeigehen zu lösen sind und man sich ganz auf die Strecke konzentrieren kann. Nach ein paar ordentlichen Aufstiegen und einem guten Stück entlang der Rur erreichen wir Höfen. Vorher haben wir noch das Final geborgen; unterwegs gab es auch ein paar schöne Tradis. Mit knapp 20 km soll dies die kürzeste der drei Etappen gewesen sein. Am darauf folgenden Tag machen wir einen Abstecher in die belgischen Ardennen. Das Wetter ist feucht geworden. Morgen soll es aber wieder sonnig sein, besser zum Wandern. In der Gegend liegt GC40, der älteste Geocache auf dem europäischen Festland. Der will natürlich besucht sein.

gc40

Der erste Geocache auf dem europäischen Festland

Nicht weit von dort gibt es ein unglaubliches Bauwerk. War das Château Noisy noch vor einigen Jahren ein gut besuchter Lost Place, halten uns jüngere Berichte, neue Zäune und die Schilder die jemanden zeigen, der ein Gewehr im Anschlag hält, von einem direkten Besuch ab. So bleibt uns nur der Blick auf den Uhrenturm von einem Vorort von Celles aus.

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Leider nur von Weitem – Château Noisy

Etappe 2 (GC24AW0) Heute soll die Sonne scheinen. In der Morgendämmerung, in der wir bei Höfen aufbrechen, ist es aber noch ziemlich diesig und die Feuchtigkeit von gestern hängt in der Luft. So wandern wir über Wiesen an großen Windkraftanlagen vorbei. Nach einiger Zeit erreichen wir eine Kreuzung. Hier führt ein Weg über eine Brücke, ein anderer nach links am Bach entlang. Wir biegen links ab. Hier habe ich im Vorfeld bei der Wegführung gepatzt. Zwar wandern wir jetzt an interessanten Bunkerruinen des ehemaligen Westwalls entlang, werden aber später 2 Kilometer entlang der Bundesstraße gehen müssen. Die Verbindung zweier Wege auf meiner geplanten Route gibt es schlicht nicht. Wir sind zwar nur 300 Meter vom richtigen Weg entfernt, dazwischen liegt aber ein sumpfiges Tal mit Bach und allerlei Tümpeln. Ausserdem ist dies Naturschutzgebiet, da verbietet sich das Verlassen der Wege von allein.

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Bonker

Nachdem wir wieder auf der geplanten Strecke sind, glücklicherweise lag keine Station des Caches dazwischen, finden wir ausgedehnte Wälder mit schmalen, steinigen Pfaden vor. Es geht jetzt entlang der deutsch-belgischen Grenze durch das Tal der Olef. Dies ist ein wunderschöner Weg, der zu unseren Favoriten auf der gesamten Runde zählt. Schon bald erreichen wir die Oleftalsperre. Die Sonne scheint tatsächlich, allerdings sind wir auf der falschen Seite im kühlen Schatten unterwegs. Neidisch blicken wir auf den sonnenbeschienenen Nordweg.

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Oleftalsperre – wir waren links im Schatten unterwegs

An der Staumauer ist ausser uns niemand. Dabei ist perfektes Herbstwetter, aber niemand hat sich hierher verirrt. Als nächstes folgt ein kleiner Aufstieg zum Wildfreigehege Hellenthal. Als wir schon parallel zum Zaun laufen brettert ein Lieferwagen heran. Wir trauen unseren Augen kaum: Auf der Lehne der Rücksitzbank krallt sich ein Mönchsgeier fest; wippend mit dem ganzen Körper das Geschaukele auf dem Feldweg ausgleichend. Morgen soll es regnen. Dann wollen wir uns auf jeden Fall die Tiere im Park anschauen. Heute wandern wir vorbei und erreichen nach einiger Zeit Schleiden, nicht ohne vorher das Final des zweiten Teils der Cachetrilogie geborgen zu haben. Diese Etappe verlief zum Großteil nicht auf dem Eifelsteig und ist für das „Einhalb“ im Titel verantwortlich. Knapp 30 Kilometer waren wir heute unterwegs.

Whisky ist ein Mönchsgeier

Whisky ist ein Mönchsgeier

Am darauf folgenden Tag regnet es tatsächlich, es wird sogar vor markantem Wetter gewarnt. So beschließen wir zwei Sehenswürdigkeiten in der Nähe zu besuchen. Zum einen das Wildfreigehege vom Vortag und auch die „Ordensburg“ Vogelsang, über die wir bisher noch nicht viel wissen. Zum Tierpark gehört eine Greifvogelstation und wir haben Glück, dass in einer Regenpause eine Flugshow stattfinden kann. Die fällt bei allzu schlechtem Wetter nämlich aus. Neben allerlei Greifvögeln treffen wir hier auch den Mönchsgeier namens Whisky wieder, der nach einigen Tricks einen ausgedehnten Freiflug über die Oleftalsperre genießt. Der Weg zwischen und durch die zahlreichen und ausgedehnten Gehege wird durch heftiger und durchdringender werdendem Regen begleitet.

Hirsch zum Anfassen nah

Hirsch zum Anfassen nah

Am frühen Nachmittag machen wir uns zum nicht weit entfernten Vogelsang auf. Das Besucherzentrum ist im belgischen Truppenkino aus den Fünfzigern mit dem entsprechender Architektur untergebracht. Wir machen die Führung mit und lassen uns die Bedeutung dieses Ortes im Nationalsozialismus erklären. Nebenbei ist es eine nette und legale Lost Place Tour.

Überreste der belgischen Armee auf Vogelsang

Überreste der belgischen Armee auf Vogelsang

Großküche der belgischen Armee auf Vogelsang

Großküche der belgischen Armee auf Vogelsang

Hier haben die „Junker“ gehockt und sich als Herrenmeschen gefühlt

Erhaltene historische Nazikneipe: Hier haben die „Junker“ gehockt und sich als „Herrenmenschen“ gefühlt

„Hierr mösste man mehrr mit Säulen machen!“ Die Säulen im Eingangsportal wurden von Hitler persönlich verfügt. Den Erbauern waren sie so peinlich, dass sie auf späteren Abbildungen nie abgebildet wurden.

„Hierr mössen Säulen hin!“ Die Säulen im Eingangsportal wurden von Hitler persönlich verfügt.
Selbst dem Nazi-Architekten war dieser Stilbruch so peinlich, dass sie auf späteren Abbildungen nie gezeigt wurden.

Auf dem Weg zurück zum Parkplatz beginnt ein heftiges Unwetter mit Hagel und Sturm. Wir sind froh, jetzt nicht auf dem Eifelsteig unterwegs zu sein. Etappe 3 (GC24AW5) Wieder ist es noch dunkel als wir in der Nähe von Schleiden zur finalen Etappe aufbrechen. Es geht wieder entgegengesetzt den Eifelsteig entlang, dieses Mal die offizielle Etappe 4. Heute ist es zwar windig aber wenigstens trocken. Sogar die Sonne lässt sich ab und zu einmal blicken. Wieder wandern wir einsame Wege, nur selten begegnen wir jemandem. Vogelsang erreichen wir noch vor Öffnung des Museums und umwandern die „Burg“ und haben so noch einmal ganz andere Perspektiven auf dieses spezielle Areal.

Wollseifen kommt in Sicht

Wollseifen kommt in Sicht

Einen Ab- und Wiederaufstieg später sind wir bei dem Höhepunkt dieses Tages angelangt. Wir sind in Wollseifen, dem Dorf das dem Truppenübungsplatz weichen musste. Nur die Kirche und ein altes Transformatorhäuschen sind noch übrig. Drumherum hat man ein Kampfdorf gebaut. Einfache Bauten ohne Fenster, in denen der Häuserkampf geübt wurde. Zuletzt wohl auch für Einsätze im Kosovo. Graffitis, die das serbische Kreuz und andere Symbole zeigen, kennen wir schon von unserer Balkantour. Die Atmosphäre ist beklemmend. Wir sind wieder einmal völlig allein in dieser Kulisse. In Wollseifen gibt es auch einen Cache, den wir angehen, nachdem wir uns ein wenig umgeschaut haben.

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In Wollseifen

Vogelsang, von Wollseifen aus gesehen

Vogelsang, von Wollseifen aus gesehen

Nun geht es abwärts zur Staumauer der Urfttalsperre. Hier kommen uns jetzt einige kleine Wandergruppen entgegen. An der Staumauer ist sogar ein bisschen etwas los und die Gastronomie hat geöffnet.

Blick auf die Urfttalsperrmauer

Blick auf die Urfttalsperrmauer

Wir suchen „Kleine Umwege, die sich lohnen“, einen Cache der inzwischen archiviert wurde. Der Umweg hat sich trotzdem gelohnt, denn hier gibt es die beste Aussicht. Nun wandern wir den Wildnistrail entlang des Urftsees, der weiter westlich mit dem Rursee verbunden ist. Entlang des Obersees der Rurtalsperre erreichen wir bei Sonnenschein den Ausgangspunkt unserer Wanderung und sind wieder in Einruhr. Gerade als wir die Rucksäcke unter dem schützenden Dach der Bushaltestelle absetzen, fallen die ersten Tropfen. Es wird den Rest des Abends und auch am nächsten Tag durchdringend regnen. Somit fällt uns der Abschied aus der Nordeifel am nächsten Morgen nicht so schwer. Wir nehmen nur die besten Erinnerungen und Eindrücke mit. Und ein nasses Vorzelt.