Als wir von Sandhornøya aufbrechen, fängt es gerade wieder an zu regnen. Wir haben die Zelte und die restliche Ausrüstung zum Glück noch in Sonne und Wind dieses Morgens trocknen können und sind gerade rechtzeitig mit dem Einpacken fertig geworden. So geht es jetzt wieder auf die Fv17. Das Wetter ist trüb. Trotzdem gibt es an der Route jede Menge zu sehen. Schneebedeckte Berge, aufgewühlte Fjorde, Nadelwälder und mächtige Wasserfälle.
Unsere Köder sind alle. Es ist Samstag und wir versuchen in einer Ladenzeile in Ørnes welche zu kaufen. Wir bekommen alles was wir brauchen, nur keine Köder. Etwas weiter finden wir einen Sportladen, der leider schon um 15 Uhr geschlossen hat. Bei Glomfjord verlassen wir die Hauptstraße und fahren auf der alten Passtraße in den Ort hinein. Der Tunnel, den man unterhalb gebaut hat, ist dem Örtchen sichtlich schlecht bekommen. Es wirkt ein bisschen verlassen und heruntergekommen. Der Durchgangsverkehr fehlt wohl. Wir überlegen, unter wievielen solcher Örtchen wir wohl schon unbemerkt hindurch gefahren sind. Auch hier gibt es nirgends Köder zu kaufen.
Nach einer engen, kurvigen Passage zurück hinunter zur Fv17 geht es in den Svartistunnelen, der fast acht Kilometer lang ist.
Gegenüber des nun folgenden Fjords erstreckt sich der Svartisen. Ein riesiger Gletscher, dessen legendärer blauer Schimmer bei dem trüben Licht leider nur zu erahnen ist. Hier müssen wir bei Sonnenschein noch einmal hin!
Bei Ica dann gleich mehrere Supermärkte. Alles haben sie: Lebensmittel, Unterhaltungselektronik, Bekleidung und sogar ein wenig Outdoor-Gear. Aber keine Köder! Jetzt kommt uns die rettende Idee. Im nahen Furøy gibt es einen Campingplatz. Was, wenn der Kiosk dort Angelkram hat? Genau so ist es. Es gibt Köder zu kaufen, sogar vergleichsweise preiswert.
Gut gelaunt und frisch ausgestattet machen wir uns zum Fähranleger der ersten Überfahrt auf der Route entlang der Fv17 auf. Es ist nur ein kurzes Vergnügen, es dauert keine zehn Minuten bis Ågskardet. So langsam richten wir unsere Blicke wieder auf geeignete Schlafplätze, aber die Besiedelung und die Landschaft gibt nicht viel her. Also stehen wir wenig später am Fähranleger Jetvik. Die Fähre lässt sich noch am Rand des Hafenbeckens ausmachen; sie hat gerade Richtung Kilboghamn abgelegt. Es ist also Zwangspause angesagt. Haiko angelt im Hafenbecken und auch werfe meine Rute ein paar Mal aus. Ein paar kleine Makrelen an der Oberfläche deuten auf einen Schwarm weiter unten hin. Aber nichts. Haiko probiert es noch weiter. Astrid und ich beschließen den Felsen rechts vom Hafen zu besteigen. Die Aussicht gibt im Nieselregen nicht viel her. Aber zumindest haben wir ein bisschen Bewegung.
Als die Fähre endlich eintrifft, regnet es veritabel. Nur noch zwei weitere Autos mit drei Insassen möchten mit dem dafür völlig überdimensionierten Schiff übersetzen. Wir machen es uns in der großen Lounge bequem und wärmen uns auf. Auf dieser Passage verlassen wir den Nordpolarkreis.
Inzwischen ist es spät und in der Gegend nach dem Anleger müssten wir alsbald einen Schlafplatz finden. Wir fahren von der Hauptstraße ab. Das kleine Sträßchen führt immer weiter hoch und somit in die tief hängenden Wolken. Ein paar geeignete Plätze passieren wir, immer schon von einem oder mehreren Wohnmobilen belegt.
Schließlich finden wir den Parkplatz einer Schule bei Haugland. Hier beginnt ein Wanderweg, an dem Tina und Haiko ihr Zelt aufbauen. Es regnet durchdringend. Nach Nudeln mit Pesto und einigen Bieren beschließen wir den Tag und hoffen auf besseres Wetter und mehr Glück.
Der nächste Morgen präsentiert sich etwas freundlicher. An einem Parkplatz in der Nähe finden wir neben Sanitär einen guten Lagerplatz etwas abseits. Wir wollen heute aber weiter. Und Angeln. Ein Stück weiter auf der 17 weist ein Schild mit einem an der Angel zappelnden Fisch auf einen Parkplatz. Ein schick zurecht gemachter Angelplatz mit Granitmöbeln, die dem Fels angepasst wurden, lädt zum Baden der Köder ein. Wir versuchen uns abermals im Fischfang, haben wieder kein Glück. An dieser Stelle sei aufgelöst, dass es auf dem Rest der Reise keinen frischen Fisch mehr geben wird.
Auf dem Parkplatz trennen sich unsere Wege zunächst. Wir wollen ein paar Caches in der Gegend suchen, das ist in den letzten Tage zu kurz gekommen. Tina und Haiko erkunden den weiteren Verlauf der Strecke und suchen nach besseren Fischgründen. Einige Stunden später treffen wir uns auf einem Parkplatz. Die beiden sind gerade im Gespräch mit einem redseligen Local. Neben allerlei unglaublicher Geschichten hat er einen Tipp für einen Lagerplatz unweit von Nesna. Also los. Über einen Pass hoch über dem Fjord erreichen wir die kleine Hafenstadt. Das potenzielle Lager entpuppt sich als moskitoverseuchtes, etwas angemülltes Stück Wiese mit niedrigen Bäumen und Sträuchern ganz in der Nähe der Wohnbebauung. Das gefällt uns nicht. An der anderen Seite der Landzunge gibt es einige Caches. Ausserdem verheisst die Karte dort geringe Siedlungsdichte. Astrid und ich werden die Gegend cachend erkunden, Tina und Haiko versuchen ihr Angelglück nochmals im Hafen. Die Caches waren nett, aber einen Lagerplatz gibt es in der landwirtschaftlich genutzten Landschaft nicht. Wir erinnern uns an einen Parkplatz bei einem Cache, 30 Kilometer zurück auf der Fv17. Als wir uns im Fährhafen von Nesna wieder treffen, schlagen wir diesen als Schlafplatz vor. Mangels Alternative machen wir uns auf den Weg und werden die Nacht unweit eines tosenden Flusses verbringen.
Als wir unser Lager aufgeschlagen haben, teilen uns Tina und Haiko einen Entschluss mit. Sie möchten nach Hause. Das Wetter und die langwierige Suche nach einer zeltkompatiblen Bleibe haben an ihren Nerven genagt. Das können wir gut verstehen, finden es aber schade, dass die gemeinsame Reise hier nun enden soll. Der Ausstiegspunkt ist aber gut gewählt. Im nahen Mo I Rana gibt es gleich mehrere Möglichkeiten, über gut ausgebaute Europastraßen schnell wieder gen Süden zu gelangen.
So wird es unser letzter gemeinsamer Abend in Norwegen. Wir machen das beste draus und feiern. Die Biervorräte wollen bei dieser Gelegenheit dezimiert werden. Ein kleines Gewitter zieht auf. Wir machen es uns im Bulli gemütlich und warten den Guss ab. Gegen Mitternacht endet unsere Abschiedsfeier. Wir werden am nächsten Morgen noch gemeinsam frühstücken, dann geht es für uns allein weiter.