Archive for Juni 2012

Eine motorisierte Bergtour oder: Wie man Serben abschleppt

Der Bulli in der Birnenplantage, aus dem Klofenster fotografiert.

Morgens packen wir den Bulli, lassen unsere Möbel aber da. Wir bleiben noch eine Nacht. Schließlich wollen wir ohne Hast die Gegend ein wenig erkunden. Im Dorf halten wir noch einmal an einem Mini Market. Unterwegs haben wir Leute mit Tüten gesehen. In den Tüten war unverkennbar Brot. Das müssen die doch irgendwo herhaben! Und tatsächlich: Auf der Theke des kleinen Marktes liegt frisches Brot. Der Trick ist, es morgens zu kaufen. Danach gilt wohl: Wenn weg, dann weg. Wir decken uns auch mit allerlei anderen Lebensmitteln ein, die wir gestern nicht bekommen haben. Die anderen Kunden machen große Augen. Vorratskäufe scheinen hier eher unüblich zu sein, man sieht sonst nur  Tüten mit wenigen Waren darin. Aber Morgen ist Sonntag und wir wissen nicht, wie das in Serbien mit dem Ladenschluss läuft.

Aussichten im Zlatiborgebirge

Unser erstes Tagesziel ist der Tornik (1.496 m) bei Zlatibor. In der Nähe soll es einige schöne Klöster (Monasteries) und Kirchen geben. Bei der Stadt Partizanske Vode, in der Umgangssprache nur noch Zlatibor genannt, halte ich an einem Hotel. Bingo! Ein offenes Wlan. Ich hole Mails, aktualisiere die Timeline und den Feedreader, nicht ohne auch ein kurzes Lebenszeichen via Twitter abzusetzen. Überhaupt ist die Infrastruktur hier äusserst gut ausgebaut. Es gibt Hotels und Feriensiedlungen. Aber im Moment ist keine Saison und es ist ziemlich leer. Mehr wird hier im Winter los sein, Zlatibor ist ein beliebtes Skigebiet.

Blick vom Tornik ins Tal

Unser Weg führt uns vorbei am Ribničko jezero, einem Stausee auf 1.000 m Höhe. Wir suchen den Einstieg zum Gipfelaufstieg. Zu unserer größten Verwunderung gibt es den nicht. Eine schmale, geteerte Serpentinenstraße windet sich hinauf bis zum Gipfel. Auch gut. Oben gibt es ein geschlossenes Restaurant und die Gipfelstation der Seilbahn. Niemand ist zu sehen. Aber schon wieder Wlan. Also twittere ich ein Bild von der phantastischen Aussicht. Als wir schon wieder abfahren wollen, knattert ein Quad die Straße hoch. Das Personal der Seilbahn in Form eines jungen Mannes. Der kümmert sich nicht um uns und arbeitet an irgendwelchen Metallteilen.

Auf dem Weg nach unten fällt uns gleich hinter den ersten Serpentinen eine blonde Frau mittleren Alters auf, die nicht gerade in Wanderklamotten unterwegs ist. Wir stoppen und fragen, ob alles in Ordnung sei. Sie ist Montenegrinerin und spricht Englisch. Offenbar ist sie ziemlich aufgeregt und fragt uns, ob oben jemand wäre. Mit dem Auto stimme etwas nicht. Wir bieten ihr an, sie mitzunehmen. Sie lehnt ab und steigt in ihren offenen Schuhen weiter den Berg hoch.

Eine Serpentine weiter sehen wir das Malheur. Ein Seat Cordoba mit Belgrader Kennzeichen ist leicht von der Straße abgekommen und sitzt mit einem Rad bis zur Achse im Kiesbett. Der Fahrer, ein älterer Herr mit zum Zopf gebundenem weissem Haar, versucht das Rad mit der Hand freizuschaufeln. Da hat er keine Chance. Vladimir, so heisst er, fragt ob wir ihn rausziehen können. Er ist Serbe und auch er spricht Englisch. Klar können wir! Die Suche nach der Abschleppöse des Seats gestaltet sich schwierig. Als das Teil zum Einschrauben endlich gefunden ist, wende ich den Bulli. Die Straße ist schmal und der Asphalt hat einen ziemlichen Höhenunterschied zum restlichen Untergrund. Ich möchte da nicht auch noch stecken bleiben und so ist es ein Wendemanöver in vielen Zügen. Astrid weist mich ein. Im Nachhinein eine ziemlich überflüssige Aktion, der Bulli hätte den Kompaktwagen sicher auch rückwärts rausgezogen. Beim Klarmachen des Schleppseils kommt das Quad um die Ecke. Drauf sitzen der Seilbahnwärter und die blonde Frau. Vladimir setzt sich hinter das Steuer des Cordobas, ich ziehe mit dem Bulli, der Rest schiebt. Flugs hat der Seat wieder Asphalt unter den Reifen. Natürlich hat niemand daran gedacht, von dieser Situation ein Foto zu machen. Ich beschließe, das Wendemanöver nicht zu wiederholen, hoch zum Gipfel zu fahren und dort zu wenden. Die beiden Serben folgen uns und wollen uns in das Restaurant einladen. Geht nicht, ist ja zu.

Die Teerstraße zu den Klöstern

Wir beschließen runter zu fahren und eines der beiden dortigen Klöster zu besuchen. Vladimir und seine Begleitung (der Name ist leider weg…) wollen sich dort mit uns treffen. Natürlich erwischen wir zunächst die Einfahrt zu dem anderen Kloster (Monastery Uvac) und lernen eine Lektion. Wo die Einheimischen ihre Autos stehen lassen, sollte man wirklich nicht mehr weiterfahren. Die Straße wird zu einer Geröllpiste. Schmal, steil und teils mit Abgrund an einer Seite. Zum Glück finden wir eine Stelle zum Wenden und erreichen wieder die Teerstraße.

Jetzt folgen wir den Wegweisern zum Kloster (Monastery) Dubrava. Der Wegweiser zeigt wieder in einen Feldweg. Hier steht der Seat und es wird wohl gerade nach dem Weg gefragt. Als wir ihn einholen, gibt er Gas. Jetzt wird auch klar, wie Vladimir in das Kiesbett gelangt ist. Er jagt mit ziemlicher Geschwindigkeit über die Piste. Ich versuche ihm eine Weile zu folgen, aber irgendwann schaukelt sich der Bulli derart an den Bodenwellen auf, dass er aufsetzt. Jetzt geht es für uns deutlich gemächlicher weiter. Vladimir kann es egal sein, er fährt einen Firmenwagen. Wir aber fahren unsere Herberge, der besser nichts zustoßen sollte.

Ist die Piste erst nur schlecht zu befahren, wird sie jetzt steiler, kurviger, felsiger. In einer Serpentine, längst ragen hohe Felswände neben uns auf, steht der Seat. Vladimir fotografiert und wir tun es ihm gleich. Die restliche Strecke ist nicht ohne. Überall liegt Steinschlag herum. Rechts die Felswand, links der Abgrund. Als wir einen Pass überfahren haben, können wir das Kloster sehen. Es liegt auf einem Plateau inmitten eines Tales zwischen gewaltigen Bergen. Einen davon haben wir gerade überquert. Jetzt geht es also erst einmal abwärts. Der Weg schlängelt sich immer tiefer hinab zu den Gebäuden. Die Ausblicke sind grandios. Ich kann sie gerade aber nicht wirklich genießen. Es fordert doch einige Konzentration, diese Strecke zu meistern.

Vladimir auf der Passstraße

Und das ist noch der harmlose Teil

Wären wir hier ohne Dolmetscher hingefahren, hätten wir uns zweifelsohne geärgert. Diese bullimordende Strecke, und dann steht da ’ne Kirche. Klar, die Aussicht ist der Hammer. Aber wir hätten nicht verstanden, was dieser Ort bedeutet.

Kloster Dubrava

Es gibt auch einen Glockenturm

Die Aussicht ist einfach atemberaubend

Das Kloster besteht aus drei Sakralbauten, einem größeren Wohnhaus und einigen Nebengebäuden. Wir erfahren, dass hier  sechs Nonnen und ein männlicher Priester  wohnen. Letzterer bewohnt ein kleines Häuschen etwas oberhalb der Hauptgebäude. Sämtliche Bauten sind erst im Jahr 2007 wiedererrichtet worden. Nur die Bodenplatte der einen Kapelle ist Original aus dem 14. Jahrhundert. Das Kloster ist in seiner Geschichte mehrfach zerstört und wieder aufgebaut worden. Jetzt sind wir gerade in einer Aufgebaut-Phase. Auf einer Wiese etwas unterhalb des Klosterkomplexes arbeiten einige Männer, darunter auch der Priester, und machen Heu. Hierfür stehen ihnen keine weiteren Werkzeuge als Sensen und Heugabeln zur Verfügung.

Der Priester im Heu

Nachdem Astrid ihre Schultern mit einem Tuch bedeckt hat, wollen wir das Innere der Kapellen besichtigen. Unsere beiden Begleiter sind schon drin. Sie ist offensichtlich tief religiös. Die Heiligenikonen werden geküsst, sie spendet einige Dinar, die offensichtlich an eine ganz bestimmte Stelle müssen. Ein Briefchen hinterlegt sie nach Absprache mit einer Nonne auch an einen wohl dafür vorgesehenen Ort. Dies alles berührt sie so sehr, dass ihr Tränen über die Wangen fließen. Abschließend erwirbt sie zwei Armbänder. Diese haben in der serbisch orthodoxen Kirche eine ähnliche Bedeutung wie etwa ein Rosenkranz, wie sie uns erklärt.

Die Straße, die wir gekommen sind. Und wieder zurück müssen.

Etwas unterhalb des Klosters gibt es eine heilige Quelle. Vladimir fordert uns auf, uns mit dem Wasser zu waschen und etwas davon zu trinken. Ich bin nicht religiös aber Bergquellwasser ist immer gut. Es schmeckte ganz hervorragend. Später auf unserer Reise sehen wir an vielen Orten Serben, die zu Quellen pilgern, davon trinken und sich davor fotografieren lassen.

An der heiligen Quelle

Den Weg zurück bestreiten wir allein. Unsere Begleiter bleiben noch auf einen Tee, wir verabschieden uns und brechen auf.

Unser nächstes Ziel ist Mokra Gora, ein Städtchen direkt an der Grenze zu Bosnien und Herzegowina. Wir wollen uns die  Šarganska Osmica anschauen, eine Schmalspurbahn durch die Berge. Sie ist eine unter den Serben beliebte Touristenattraktion. Als wir nur mit Glück den Bahnhof finden, ist nichts los. Die Beschilderung gibt für uns nichts her, sie ist ausschließlich in Kyrillisch gehalten. Wir fragen eine Gruppe Männer, die vor einem Laden sitzt. Aber sie verstehen uns nicht und weisen zum Bahnhof. Wir schauen uns etwas um, unser Interesse hält sich in Grenzen.

Etwas enttäuscht kehren wir zur Birnenplantage zurück. Die Wirtsfamilie grillt und ehe wir uns versehen, wird ein Teller mit köstlichen Grillspezialitäten zu unserem Camp gebracht. Wir bedanken uns artig und lassen es uns schmecken.

An diesem Abend sitzen wir noch mit unseren Nachbarn Andrea und Jochen zusammen. Die beiden sind Lehrer an der deutschen Schule in Budapest. Sie nutzen die zweimonatigen Sommerferien, um mit ihren Kindern zu reisen und die Heimat zu besuchen. Es ist ein supernetter Abend.

Am nächsten Tag haben wir etwas Pech mit unserer Schlafplatzsuche und enden in den wilden Wäldern Rumäniens.

Entlang der Drina nach Süden

Am späten Vormittag verlassen wir den komfortablen Campingplatz und wollen bei Loznica auf die Straße entlang der Drina fahren.

Landstraße Richtung Süden

Die hat man uns als besonders reizvoll empfohlen. Um dorthin zu gelangen, müssen wir durch eine ländliche Gegend und bekommen es zum ersten Mal mit der lückenhaften Beschilderung zu tun. Da wir den Zeichnungen vom Vorabend auf unserer Papierkarte folgen, auf der längst nicht alle Straßen und Kreuzungen in diesem Gebiet zu sehen sind, verfransen wir uns ein paar Mal. Schließlich vertrauen wir die Wegführung der Openstreetmap auf dem Oregon an. Das funktioniert ganz gut, solange man nicht versucht mehr als 50 km am Stück zu navigieren und sich die Strecke vorher genau anschaut. Irgendwo ist immer eine Lücke in der Route, was mitunter zu abenteuerlichen Umwegen führt.

Unterwegs durchqueren wir viele kleine Dörfer. Es gibt Gespanne mit kleinen Traktoren und auch einige Pferdefuhrwerke. Neben russischen Fabrikaten sind landwirtschaftliche Geräte von Claas beliebt. Die alten Mähdrescher und die noch älteren Ballenpressen sind erstaunlich gut in Schuss. Ziemlich oft sieht man aber auch noch klassische Heuschober, die mit der Heugabel aufgetürmt werden. In den Ortschaften herrscht eine gelassene, fröhliche Stimmung. Trotz der offensichtlichen Armut wirken die Dörfler entspannt und zufrieden.

An der Drina

In Loznica gibt es einige mehrspurige Straßen. Die Spuren sind einzeln beschildert und man hat sich aus Platzgründen dazu entschlossen, die Wegweiser nur mit einem Schriftsystem auszustatten. Zu unserem Leidwesen fiel die Wahl hier auf Kyrillisch. Unsere Papierkarte ist bilingual ausgeführt, aber fortan lauten die Navigationsanweisungen vom Beifahrersitz in etwa so: „Wir suchen jetzt einen Ort, der fängt mit so was Ähnlichem wie einem M an, dann kommt ne komische Drei, dann ein Winkel nach Rechts…“

Straße entlang der Drina

Als wir den richtigen Weg aus der Stadt gefunden haben, biegen wir vor der Grenzbrücke links ab und sind auf der Straße entlang der Drina. In der Mitte des Flusses verläuft die Grenze zu Bosnien und Herzegowina. Die Landschaft wird erst felsiger, dann bergiger. Es ist wenig Verkehr und wir können uns in aller Ruhe den Fluss anschauen. Die Temperatur steigt auf 37°. Beiderseits des Flusses sieht man seichte kleine Strände, Sandbänke und glatte Felsen. Diese Stellen werden zum Baden benutzt. Teilweise scheint der Fluss so flach, dass man fast rüberwandern könnte, rübergeschwommen wird sicherlich.

Am Ufer der Drina

Wir suchen uns eine Stelle, an der wir gut parken können und gehen eine schräge Rampe runter zum Flussufer. Allerdings scheint das Gelände zu einem Bauernhof zu gehören und wir werden gehörig angekläfft. Unten am Fluss halten wir ein wenig inne, machen ein paar Fotos und planen den nächsten Teil der Route. Ein Aspekt, warum wir diese Region nicht mit eingeplant hatten: Es gibt keine Caches. Einer liegt aber doch an der Route: Viewpoint (GC178BY). Der soll unser Zwischenziel sein.

Mini Market auf dem Land

Unterwegs wollen wir aber noch einkaufen. Unser Brot ist alle. Wir fragen bei diversen Läden, zeigen einen Brotlaib mit den Händen und tun so, als würden wir davon abschneiden. „Aaah, hleb! Ne…“ bekommen wir überall zu hören und werden auf den nächst größeren Ort verwiesen. Bisher gab es immer größere Supermärkte und auch Bäckereien haben wir vereinzelt gesehen. Aber die kleinen Läden auf dem Land, in denen es sonst alles gibt, führen anscheinend kein Brot. Bei einem der „Mini Markets“, wie sie häufig heissen, kaufen wir einige Lebensmittel und Bier.

Unsere Dinar reichen nicht ganz für den Einkauf und ich lege einige Euromünzen auf den Tresen. Die werden gerne genommen und die Verkäuferin verschwindet hinten im Laden und taucht mit einem „Beer“ T-Shirt von Jelen Pivo wieder auf, dass sie mir schenkt.

Unser Zwischenziel liegt am höchsten Punkt des Tara Nationalparks. Wir fahren erst Serpentinen, dann eine Schotterpiste bis zu den Parkkoordinaten des Caches und machen uns auf den Weg zum Aussichtspunkt. Zu unserer Verwunderung führt der Weg die meiste Zeit abwärts, die letzten paar hundert Meter sind dann aber sehr felsig und bringen uns wieder ein Stück herauf. Nachdem wir den Cache geloggt hatten, stiegen wir auf die eigentliche Aussichtsplattform. Eine tolle Rundumsicht bietet sich uns, die Drina glitzert in der Abendsonne.

Blick über das Tal im Norden

Die Berge im Osten

Ein Salamander kreuzt unseren Weg.

Nachdem wir die Aussicht genossen hatten, fahren wir wieder auf die Passstraße und das Tara-Gebirge an der anderen Seite wieder herunter. Der Ort Kremna ist schnell gefunden, aber wo liegt unser Tagesziel? Auf dem Campingplatz in Sr. Mitrovica hat man uns einen komplett in Kyrillisch gehaltenen Flyer mitgegeben, der vom Chef der Anlage noch handschriftlich ergänzt wurde, sinngemäß soll da stehen: „Du Idiot, warum schreibst du nicht auch Englisch drauf?“ Die beiden kennen sich hoffentlich gut.

Das hilft uns bei der Suche leider wenig. Wir fahren durch das Dorf, halten nach irgendwelchen Schildern mit Ähnlichkeit zu dem Flyer Ausschau. Auch hier ein Versuch, Brot zu kaufen. Hoffnungslos. Schließlich entdecken wir ein Haus mit Beschilderung, die unserem Papier ähnelt. Es ist niemand da, aber der Nachbar hat uns bemerkt und kommt zum Zaun. Er spricht etwas französisch. Darauf sind wir nicht vorbereitet, trotzdem klappt die Verständigung ganz gut. Er bedeutet uns, wir sollen die Hauptstraße hinter der „Pumpa“ (Tankstelle) weiterfahren und nach einem „Affiche“ (er meint wohl „Schild“) Ausschau halten. Und tatsächlich: Etwas ausserhalb des Dorfes zeigt ein Campingplatzschild den Hang hinauf. Wir folgen der schmalen Straße, die nach wenigen Metern zur Piste wird. Am Rande einer Siedlung finden wir den kleinen Hof, dessen Obstwiese als Stellfläche für Campingbehausungen  aller Art dient. Aktuell sind aber nur zwei englischsprachige Zelter und eine Familie im Wohnwagen mit frankfurter Kennzeichen da.

Sanfte Hügel hinter dem Camp

Ein richtiges Waschbecken gab es auch, aber hier ist der Blick schöner.

Signierter Flyer

Der Wirt freut sich sichtlich uns zu sehen. Wir verständigen uns mit Zeichensprache und überreichen den Flyer mit der „Widmung“. Er grinst und zeigt uns die sanitären Einrichtungen. Einfach, aber völlig ausreichend. Vom Platz hat man eine herrliche Aussicht auf  sanfte grüne Hügel. Die jungen Birnbäume zwischen den Stellplätzen tragen die Früchte, aus denen später der Šljivovica gebrannt wird. In der Abendsonne ist alles noch einmal so schön.

Wir haben einen geruhsamen Abend und schlafen ausgezeichnet. Am nächsten Tag wollen wir herausfinden, warum man uns die Gegend so empfohlen hat.

Die Autostore-Taste

Hier drücken, Land kennenlernen.

In unserem T4 ist ein Radio mit Navigation des Typs RNS MFD verbaut. Eine Navigation ausserhalb Deutschlands ist nicht möglich, zu Hause nutzen wir die hoffnungslos veraltete Karte auch nicht. Schließlich hat man als Geocacher immer Alternativen zur Hand. Trotzdem mag ich das große Display und lasse das Navi im Infomodus zur Zierde immer mitlaufen. Für externe Soundquellen habe ich ein Kabel mit Klinkenstecker vom AUX-Eingang zum Armaturenbrett gelegt.

Wenn wir unterwegs sind nutzen wir aber gerne mal die Autostore-Taste. Fast jedes Radio hat so eine Funktion. Wer das nicht kennt: Das UKW-Frequenzband wird gescannt und das Radio speichert temporär die empfangsstärksten Sender – in unserem Fall sechs.

Man bekommt über das Radioprogramm einen Eindruck von dem Gebiet, das man gerade durchfährt. Auch wenn man oft zunächst kein Wort von den gesprochenen Beiträgen versteht, lässt sich über die gespielte Musik und die Machart des Programmes erahnen, wie die Leute in der Gegend ticken. Oder zumindest, wie sie informiert und unterhalten werden. Mitunter gibt es aber auch die eine oder andere Vokabel aufzuschnappen.

Wenn ich in Österreich unterwegs bin, was öfter mal vorkommt, gibt es keine Diskussion. Ich suche zielgerichtet nach FM4. Dort bleibt die Autostore-Taste unberührt. Bei der Durchfahrt Kroatiens haben wir uns fast erschrocken, als es auf HR2 plötzlich Verkehrsfunk in deutscher Sprache gab. Macht aber in der Rückschau absolut Sinn. In Serbien lauschten wir oft Radio S, es gibt astreinen Balkanpop, der hervorragend zur Landschaft passt und man hört sich immer tiefer in die Sprache hinein.

Je südlicher wir unterwegs waren und je bergiger die Gegenden wurden, umso schwieriger war der Empfang. In einigen Flusstälern, etwa an der Drina im Bosnisch-Serbischen Grenzgebiet, war über lange Strecken gar nichts zu empfangen. Obwohl dort durchaus nennenswerte Population vorhanden ist. Wenn Sender zu empfangen waren, hatten sie oft keine RDS-Kennung, was ganz schön ungewohnt ist. Einige RDS-Einträge waren auch verstümmelt, vielleicht kyrillisch und unser RNS MFD beherrscht das einfach nicht.

Von der exotischen Sorte war das mazedonische Radioangebot. Folkloresender mit entsprechender Musik waren uns immer mal wieder zu Ohren gekommen, aber so geballt und orientalisch haben wir es nur im Raum Skopje und südlich gehört. In Albanien empfingen wir oftmals Sender des RAI neben anderen italienischen Programmen. Lokale albanische Sender waren schwer auseinanderzuhalten. Dass nach jeder Serpentinenkurve der jeweils stärkste Sender von einem anderen abgelöst wurde, machte die Sache nicht gerade einfacher. Im südlichen Serbien versuchen wir immer mal wieder den Sender der KFOR-Truppen (Radio K4) reinzubekommen, was uns aber nicht gelang.

Also einfach einmal das lokale Radioprogramm ausprobieren, wenn ihr unterwegs seid.

Sremska Mitrovica per Fahrrad: Schwein gehabt!

Nach einer geruhsamen Nacht machen wir uns ausgeschlafen an das Frühstück. Der Platzwart winkt. Wir sollen doch dazu einen Šljivovica trinken. Das ist uns nun doch eindeutig zu früh und wir lehnen freundlich ab. Allerdings müssen wir versprechen, den Umtrunk am Abend nachzuholen.

Die Landstraße nach Sremska Mitrovica

Auf dem Campingplatz gibt es einen Fahrradständer mit gleichen, roten Fahrrädern. Wir fragen, was es denn kosten soll, zwei davon auszuleihen. Unsere eigenen haben wir dieses Mal zu Hause gelassen. Zu unserem Erstaunen ist es umsonst. Also starten wir am späten Vormittag in Richtung des 7 km entfernten Sremska Mitrovica.

In den Vororten fallen uns überall kleine Brunnen auf, an denen die Anwohner mit Kanistern oder Flaschen Wasser holen. Die Häuser sind zwar an das öffentliche Trinkwassernetz angeschlossen, aber das Brunnenwasser schmeckt einfach besser, erklärt man uns. Gegen die Fahrräder, die dafür verwendet werden, sehen unsere doch recht einfachen Campingplatzräder aus wie Luxusobjekte. Dementsprechend fallen wir auf wie bunte Hunde. Wir werden von allen erstaunt gemustert, aber jeder Gruß von uns wird freundlich erwidert.

Vermeintlicher Lost Place

Unterwegs kommen wir an einem riesigen Lost Place vorbei. Die großen Hallen liegen direkt an der Save, die durch die Stadt fließt. Als wir uns nähern, hören wir die Geräusche von Trennschleifern. Nix mit Lost Place. Hier werden weiterhin Schiffe repariert. Die Größe der Hallen legt den Schluß nahe, dass hier auch einmal welche gebaut wurden.

Die Fahrradbrücke über die Save

Zum Zentrum geht es über eine moderne Fußgänger- und Fahrradbrücke. Es geht erst steil aufwärts und dann ebenso steil wieder runter. Nachdem wir hoch geschoben haben, probiere ich runter zu fahren, entschließe mich aber dagegen, weil den Bremsen nicht zu trauen ist. Also schieben wir auch runter.

In der Stadt herrscht geschäftiges Treiben und man muss als Fahrradfahrer schon ganz schön aufpassen. Auch an den größeren Straßen, an denen es Fahrradwege gibt, ist Vorsicht geboten. Es lauern große Löcher in der Strecke, manchmal ist ein Gully offen oder der Deckel so platziert, dass man mit dem Vorderrad perfekt hineinpassen würde. Manchmal endet der Weg auch einfach abrupt an einem hohen Bordstein.

Überall entlang der Save gehen Leute in Badesachen in die zahlreichen Strandbäder. Die Temperatur hat auch schon locker die 30° überschritten und wir freuen uns über den Fahrtwind. Die Caches in der Stadt sind nichts Besonderes, aber so sehen wir wenigstens etwas. Als ich mein Fahrrad unabgeschlossen, aber in Astrids Obhut stehen lasse, um einen Cache zu suchen, eilt sogleich die Verkäuferin vom Kiosk nebenan herbei. Sie bedeutet Astrid, dass es viel zu gefährlich sei, ein Fahrrad unabgeschlossen stehen zu lassen. Wir erinnern uns dann, dass der Platzwart das vorher auch extra betont hat.

Ausblicke auf dem Ehrenfriedhof

Kunst im Park

Einer der vier Caches der Stadt führt uns in den Спомен Гробље (GC3JX6Q), dem Ehrenfriedhof. Die Koordinaten liegen an einer wenig einladenden aber schattigen Stelle. Hier wird offensichtlich öfter mal gefeiert, überall liegen Flaschen und sonstiger Müll. Astrid erspäht auch sogleich die vermeintliche Dose und zieht unvermittelt eine Spritze aus dem Versteck. Die Fixer hier haben anscheinend einen schrägen Humor. Das macht den Platz aber nicht  gerade sympathischer und wir beschließen abzubrechen. Dann entdecken wir den Cachebehälter Marke Cremedose am Boden liegend und ohne Logbuch. Wir ersetzen  selbiges mit unserem Zettel „Serbisch-Deutsch“, legen ihn in das Versteck und tarnen ihn bestmöglich.

Der letzte Cache liegt nahe der Fahrradbrücke direkt an der Save (GC3EYF0). Wir passieren eines der Strandbäder und können bei einem verlassenen Fussballplatz nicht mit den Rädern weiter. Die schließen wir an eines der Tore und es geht zu Fuß weiter. Die Vegetation ist dicht, aber nichts was stricht oder nesselt. Dieser hat uns am besten gefallen. Einfach aber gut.

Hinterhofstallungen. Für einen Pool war auch noch Platz.

Auf dem Rückweg über die Promenade sehen wir wieder einige Badende und Angler. In der Save treibt ein totes Hausschwein. Das scheint aber niemanden groß zu stören. Wir haben vorher in den Hinterhöfen Viehhaltung auf kleinstem Raum gesehen, darunter auch Schweine. Vielleicht ist es von einem der Höfe ausgebüxt. Das Tier ist prall aufgebläht und wir stellen uns vor was passieren würde, wenn man es anpiekt.

Vulkanizer gibt es an jeder Ecke. Bei den schlechten Straßen leiden die Reifen. Im Hintergrund sieht man den T2 aus Neuseeland.

Die Strampelei zurück ist eine echte Strapaze. Die Landstraße ist schmal und ohne Seitenstreifen. Schatten gibt es auch keinen und es ist inzwischen 36°, dazu ein bisschen Gegenwind. Als ich an einem landestypischen „Vulkanizer“-Schild ein Foto mache, braust ein T2-Bus vorbei. Ist das eine neuseeländische Flagge? Ja, ist es. Auf dem Campingplatz treffen wir die Reisenden mit ihrem orangefarbenen Bus wieder. Leider gab es keine Gelegenheit, sich länger zu unterhalten. Die beiden blieben lieber unter sich. Vielleicht hatten sie es satt, jeden Abend die selben Fragen zu beantworten und so ließen auch wir sie in Ruhe.

Im Fernsehen läuft das EM-Halbfinale Italien-Deutschland. Neben dem Platzwart sind jetzt auch weitere Gäste da. Ein Mann aus Belgrad, der einfach ein paar Tage ausspannen und angeln will. Kurz vor Anpfiff kommt ein Motorrad zur Pforte. Drauf sitzt ein slowenisches Paar, die heute nonstop aus Istanbul bis hierher gefahren sind. Und auch der Chef vom Campingplatz sitzt mit uns unter dem Dach. Aber das Spiel mit bekanntem Ausgang wird schnell zur Nebensache. Es wird sich über alle möglichen Themen unterhalten. Die Sprachen wechseln, meistens einigen wir uns auf Englisch, dem Platzwart wird häufig übersetzt. Letzterer hat den Šljivovica vom Morgen natürlich nicht vergessen und so kommt wieder der Kanister zum Einsatz.

Etwas später, das Spiel ist von deutscher Seite längst aufgegeben, holen wir unsere Serbienkarte aus dem Bulli. Auf der wird jetzt munter herumgekritzelt, ein Tipp folgt auf den nächsten. Wir merken schon, dass wir unsere Reisepläne ändern müssen.

Eine Anekdote kann ich hier nicht auslassen. Ich erzähle, dass Astrid nach dem verlorenen WM-Finale 2002 Brasilien-Deutschland am nächsten Tag mit einem Jäckchen herumgelaufen ist, auf dem hinten „Brazil“ draufstand und sich die bösen Blicke nicht erklären konnte. „Oh, that’s nothing“ lacht der Campingplatzchef und erzählt folgende Geschichte: Er hat in der Nacht, in der die Nato-Bombardements in seiner Region begannen, verständlicherweise nicht viel geschlafen. Morgens muss er trotzdem raus und wankt verpennt zum Kleiderschrank. Er greift sich ein T-Shirt, zieht es an und geht in die Küche, wo die Familie mit dem Frühstück wartet. Selbige ist schockiert als sie ihn sieht, bricht dann aber in schallendes Gelächter aus. Er schaut an sich herunter und bemerkt erst jetzt, was auf dem T-Shirt zu sehen ist: Es zeigt ein rundes Emblem mit einem Adler. Rundherum prangt in großen Lettern „United States Air Force“.

Am nächsten Tag werden wir wohl etwas später starten, dafür aber tiefer in das Land eintauchen, eine spannende Strecke fahren und ganz neue Begegnungen haben.

Einreise nach Serbien: Vier FTFs und ein Glücksfall

Fruška Gora auf Open Streetmap

Recht früh morgens brechen wir von unserem Hotelcamp auf und fahren auf die Autobahn in Richtung serbischer Grenze. Der Wärter in der Mautstation nimmt unser Ticket entgegen und runzelt die Stirn. Es handelt sich um die selbe Mautstation, an der wir in der anderen Richtung das Ticket gezogen haben. Diesen Fall sieht das kroatische Autobahnsystem nicht vor. Er bedeutet uns, wir sollen wenden. Wenden? Auf der Autobahn? Es ist sehr wenig los aber schon hat sich jemand hinter uns eingereiht. Der wird sogleich vom Wärter verscheucht und uns gegenüber wird er mit der Wendegeste deutlicher. „Naja“, denke ich mir, „Geisterfahrer warst du auch noch nicht“ und wende den Bulli. Einige hundert Meter fahren wir nun entgegengesetzt. Von Ferne sehen wir einen LKW nahen, sonst ist kein Verkehr. Es gibt auf diesem Abschnitt keine Mittelleitplanke, aber die Fahrbahnen sind mit einer Art Bojen getrennt, zwischen denen eine Schnur gespannt ist. Ich suche eine Stelle, an der man dort vielleicht drüberfahren kann. Geht aber nicht. Ein ganzes Stück weiter, die Mautstation ist schon ganz klein im Rückspiegel, beginnt die Mittelleitplanke. Und genau dort hat man eine Fahrzeugbreite freigelassen. Puh! Also nicht die acht Kilometer bis zur nächsten Ausfahrt als Falschfahrer, sondern wieder auf der richtigen Seite. Dort angekommen zahlen wir einige Kuna für den Abschnitt und wollen jetzt auf der Nebenstrecke bis Lipovac fahren. Dahinter ist die Autobahn bis zur Grenze mautfrei, das wissen wir von gestern. Also folgen wir der Straße, die auf unserer Papierkarte ist. Die wird schon nach kurzer Zeit zur Schotterpiste. Wir machen die Rüttelstrecke ein paar Kilometer mit, ein Wildschwein kreuzt unseren Weg, dann erreichen wir einen Bootsanleger. Dahinter ist der Weg, der zwischenzeitlich immer schmaler geworden ist, komplett überwachsen. Ich wende, wir haben die Schnauze voll und fahren wieder auf die Autobahn. Am Schalter sitzt immer noch der selbe Typ, nimmt unser Ticket und wundert sich offensichtlich, was wir so lange gemacht haben.
Vor der serbischen Grenze ist wenig los. Nur drei, vier Fahrzeuge sind vor uns am Schalter. Jetzt brauchen wir nicht nur die Pässe, den Fahrzeugschein und die grüne Versicherungskarte sondern auch unsere internationalen Führerscheine. Die sind in Serbien schon länger Pflicht aber erst seit 2011 wird das auch kontrolliert. Die Abfertigung geht fix, der Zoll winkt uns durch. Jetzt sind wir also in Serbien!

Die Unterschiede sind sofort deutlich. Der Straßenbelag wir merklich schlechter und die Schilder sind sowohl in lateinischer als auch in kyrillischer Schrift ausgeführt. Trotz der mieseren Autobahn erreichen wir schon bald eine Mautstelle. Gleiches System: Ticket ziehen und weiterfahren.

Monument Sloboda

Bei Ruma fahren wir von der Autobahn ab und peilen das Stadtzentrum an. Wir müssen einkaufen und serbische Dinar haben wir auch noch nicht. Der Verkehr ist ziemlich dicht. Kleine Traktoren, Pferdefuhrwerke und Fahrradfahrer teilen sich die relativ schmale Straße mit dem LKW- und PKW-Verkehr. In einer Wechselstube tauschen wir 50 Euro gegen rund 5600 Dinar, kaufen in der Nähe ein. Alles ist spottbillig.

Unser vorläufiges Ziel ist der Nationalpark Fruška Gora, wo es vier FTF zu holen gibt. Also fahren wir die Landstraße in Richtung Novi Sad, die auf den Pass über die Hügelkette führt. Es geht nur langsam voran, Traktoren und LKW quälen sich die steile Strecke hoch und können nur selten überholt werden. Auffällig ist die hohe Polizeipräsenz. Schon an der Autobahnabfahrt haben wir mehrere Posten gesichtet, jetzt steht an fast jedem Ortseingang ein Streifenwagen.

Wovor wird hier gewarnt? Munitionsreste? Nein, man soll nur seinen Müll nicht in den Wald werfen.

Von Weitem ähnelt der Bergkamm der Fruška Gora sehr unserem Teutoburger Wald zu Hause. Ein schmales, steiles Mittelgebirge und mittendrauf ein Fernsehturm. Der Kammweg kann und darf befahren werden, ist sogar brauchbar asphaltiert. Der erste Cache (GC3NXXT) liegt nahe der Passstraße in wenig reizvoller Umgebung. Aber das Logbuch ist leer.
Den zweiten Cache (GC3NXYA) erwandern wir uns. Er führt zum Monument Sloboda, das an die jugoslawischen Widerstandskämpfer im Zweiten Weltkrieg erinnert. Schickes Teil und noch ein FTF!

Der bei den NATO-Bombardements ramponierte Fernsehturm

Zum TV-Tower wird gefahren. Das Bild im Listing haben wir nicht dabei und sind fasziniert, als wir um die Ecke biegen und ihn zum ersten Mal von Nahem sehen. Pragmatisch hat man aber einfach Antennen draufgestellt und er erfüllt wieder seine alte Funktion als Sendemast. Auch hier finden wir ein leeres Logbuch vor (GC3NXYD). An dieser Stelle sorry an Kasimir2008, der einen Tag später diese Cachereihe machte und sich fürchterlich geärgert haben muss.
Auf dem Rückweg Richtung Sremska Mitrovica besuchten wir noch zwei weitere Caches im Nationalpark, einer davon war ebenfalls ein FTF.

Auf der Strecke halten wir in einem Dorf, das weder auf unserer Papierkarte und auch nicht auf OSM war. Leider habe ich den Track nicht rechtzeitig gespeichert, sonst hätte ich ihn bei OSM hochgeladen. Im Ort ist Markt und es gibt frisches Gemüse, das wir im Supermarkt vorher nicht bekamen. Die blassgrüne Peperoni, die ziemlich harmlos daherkam, sollte sich später als echter „Burner“ entpuppen. Daneben gibt es viele Stände mit allerlei Tinnef, bunter Bekleidung, Angel- und Jagdzubehör.

Schon an der Grenze gab es riesige Werbetafeln für einen Campingplatz, die uns immer wieder begegnet sind. Sollte das unser recherchiertes Nachtlager sein? Auf groß Trubel und einen vollen Touriplatz haben wir nämlich keine Lust. Allerdings haben wir schon seit geraumer Zeit kein Wohnmobil oder Gespann mit Wohnwagen gesehen. Eigentlich schon seit Kroatien nicht mehr. Schnell wird klar: Unser Ziel erreichen wir, wenn wir den großen Werbetafeln folgen. Es gibt nämlich im größeren Umkreis nichts anderes zum Übernachten. Da wir das Land noch nicht kennen und per Definition Wildcampen verboten ist, wollen wir erst einmal vorfühlen. Dazu die ständige Präsenz der Polizei.

Luxuscamping wider Erwarten

Die Hinweisschilder führen uns über die Save durch immer ärmlichere Vororte zu einer schmalen Straße. Als wir die Einfahrt zum Campingplatz finden, staunen wir nicht schlecht. Eine Anlage, wie man sie selbst in Deutschland selten findet. Und wir sind die einzigen Gäste.

Ein Junge springt unter einem Dach hervor. An der Wand prangt ein riesiger Flatscreen. „Welcome!“ begrüßt er uns. Wir schlagen unser Lager auf, wo es morgens schattig sein dürfte. Schließlich wollen wir nach den anstrengenden Fahretappen etwas ausruhen und unsere Eindrücke verarbeiten.

Nach dem Abendessen kommt der junge Platzwart mit einem Tablett und einem Kanister quer über den Platz zu uns an den Tisch. „Šljivovica, local brand!“ Der Kanister hat kein Etikett. Trotzdem nehmen wir an und werden später noch lernen, dass hier jeder seine eigene „local brand“ selbst herstellt.

Flipflop-Panne: Repariert!

Abends läuft das Halbfinalspiel Portugal-Spanien. Auf dem Flatscreen, versteht sich. Es hat einen Schichtwechsel bei den Platzwarten gegeben und jetzt sitzt ein Mittfünfziger bei uns, der über ein sehr freundliches und einnehmendes Wesen verfügt, aber keine uns geläufige Fremdsprache spricht. Macht nichts, mit Hand und Fuß geht es auch.

Kurz nach der Halbzeit macht einer von Astrids Flipflops schlapp. Während ich noch überlege, wie ich das Ding mit Gaffertape flicken kann, verschwindet der Platzwart mit dem Latschen in einer kleinen Werkstatt und repariert ihn mir einem Flaschenverschluss.

Am nächsten Tag wollen wir Sremska Mitrovica mit dem Fahrrad erkunden und die lokalen Caches besuchen.

Einmal Bosnien und zurück

Pohorje, diesmal bei Sonnenschein

Wir starten früh in Maribor und folgen der Landstraße zur kroatischen Grenze. Die Landstraße ist zwischendurch ziemlich schmal und ein bisschen löchrig. Vor der Grenzstation Gruškovje gibt es eine lange Schlange von LKW an der wir vorbeifahren. Die PKW-Schlange ist nahezu nicht vorhanden und wir verlassen die EU und den Schengen-Raum in wenigen Minuten. Die Reisepässe und die grüne Versicherungskarte für den Bulli reichen für eine schnelle Abfertigung.

Die kroatische Autobahn ist nagelneu und die Tunnel tragen das „Strabag“-Logo. Nach einer bergigen Passage bis Krapina, wo Ende des 19. Jahrhunderts Neandertalerfossile gefunden wurden, kommen wir bereits in den Großraum Zagreb. Hinter der kroatischen Hauptstadt wird es eben, die Landschaft ist fast schon eintönig. Dafür machen wir gut Strecke. Es ist wenig Verkehr. Die meisten Autos, die wir sehen, stammen aus den angrenzenden Ländern Ex-Jugoslawiens oder aus Ungarn.  Was auffällt: Alle haben einen Aufkleber mit der Landeskennung: HR, SRB, BIH… Wir legen einen Pinkelstopp ein. Die Tankstelle führt diverse Aufkleber. Ich kaufe ein „D“ für wenige Kuna und klebe ihn unter Astrids kritischen Blicken auf den Bulli. Aber wer weiss? Je weniger Angriffsfläche für Beamte mit Bedarf an Bakschisch, umso besser.

Wir verlassen die Autobahn in Richtung Gradiška um nach Bosnien und Herzegowina einzureisen. Genaugenommen fahren wir in die Republik Srpska, den serbisch geprägten Teil des Vielvölkerstaates. Im Vorfeld der Reise hatte ich mir diese Etappe genau angeschaut, um die beste Möglichkeit für den Länderpunkt BIH zu finden. Es gibt weiter östlich ein paar gelistete Caches nahe der Grenze, die jedoch alle einige schon ältere DNFs hatten. So entschlossen wir uns für einen Abstecher nach Banja Luka, der einen Umweg von 100 km bedeutet.

Die Grenze verläuft an dieser Stelle entlang der Save. Wir passieren die LKW-Schlange und nach kurzer Wartezeit den kroatischen Grenzposten, der die Pässe stempelt und uns ansonsten durchwinkt. Nach Passieren der Grenzbrücke stehen wir am bosnischen Posten. Die Einreise ist unproblematisch, aber am Zoll heisst es das erste Mal „Kofferraum auf!“. Wir präsentieren dem etwas aufgeblasenem Zöllner unsere Campingausrüstung und dürfen dann weiterfahren.

Stadtplan von Banja Luka auf Openstreetmap

Auf bosnischer Seite verläuft die Straße zur Grenze mitten durch das Städtchen Gradiška und die LKW stauen sich bis zum Ortsausgang. Es ist viel quirliger und chaotischer als noch einige Kilometer zuvor. Überall bunte Auslagen, klitzekleine Wechselbuden und schräge Tankstellen. Á propos Wechselbuden: In Bosnien und Herzegowina bezahlt man mit Mark und Fennig (kein Tippfehler). Bei der Vorbereitung hatten wir uns vorgestellt, hier auf das alte deutsche Bargeld zu treffen. Das war weit gefehlt, es handelt sich um die Konvertible Mark, die mit dem D-Mark-Umrechnungskurs am Euro hängt. Die Münzen erinnern ein bisschen an DDR-Geld.

Straßenszene in Banja Luka; gibt das geschäftige Treiben bei Weitem nicht wieder

Auf dem Weg nach Banja Luka haben wir leider gar nicht fotografiert. Es war so spannend, das wir es schlicht vergessen haben. Den Verkehr hatte ich mir schlimmer vorgestellt. Ein waghalsiges Überholmanöver hier, etwas unkonventionelles Einfädeln in den fließenden Verkehr  da, das war es aber auch fast schon. Unterwegs müssen wir an einer Schranke halten. Zwei große, alte, jugoslawische Dieselloks rumpeln heran. Wir stellen uns auf eine längere Wartezeit ein, sind überrascht, als nur zwei Kohlewaggons  dahinter hängen.

Burg von Banja Luka

Banja Luka Kastel, Turm

Fluss Vrbas, von der Burg aus gesehen

Der Cache, auf den wir es abgesehen haben heisst „Banja Luka Kastell“ (GC34WKB). Eine Burg liegt doch meist etwas ausserhalb der Neustädte auf einem Berg, oder? Nicht so hier. Die Burg ist mitten im Zentrum der Stadt. Die Papierkarte und auch das Nüvi geben nicht viel her, aber OSM kennt den Weg. Wir finden einen Parkplatz in der Nähe, praktischerweise mit eigenem Polizisten davor. Aber auch mit Parkscheinautomat. Damit hatten wir natürlich nicht gerechnet. Also wird schnell etwas Geld in einem Laden getauscht und das Ding gefüttert.

Der Park um die Burg ist wenig belebt und wir können in aller Ruhe suchen. Nur ein paar chilenische Soldaten, wohl von der EUFOR Operation Althea lassen sich das Gemäuer zeigen, laufen aber im Inneren herum. Nach einiger Suche (verdammte Bruchsteinmauern!) können wir den Länderpunkt BIH verbuchen.

Auf dem Weg zurück fahren wir ein Stück nagelneue Autobahn, die bald ein Mautsystem nach kroatischem Vorbild bekommen wird. Die Häuschen sind im Bau und ähneln den kroatischen. Trotz der serbischen Prägung dieses Landesteils passieren wir neben orthodoxen Kirchen auch einige Moscheen. Es sind die ersten, die wir auf unserer Reise zu sehen bekommen.

Vor der Grenze suchen wir eine Tankstelle, die Kreditkarten akzeptiert. Gar nicht so einfach. Übrigens: Selbstbedienung ist nicht. Es kommt sofort ein Tankwart herbeigeeilt. Wir wollen Trinkgeld geben, schaffen es aber nicht, er ist einfach zu flink wieder verschwunden.

Dann alles wieder zurück und ab Richtung Kroatien, vorbei an der LKW-Schlange. Der bosnische Posten will wieder den Kofferraum sehen und erschrickt sich fürchterlich als er die Ladeklappe von der Schlafbank in der Hand hat. „It’s OK!“ sage ich ihm und wir dürfen passieren. Die Kroaten winken uns quasi durch.

An der ersten Kreuzung steht die kroatische Polizei und einer hebt die Kelle. Dann das ganze Programm. Kofferraum, Toolbox, Innenraum wird durchsucht, die Pässe und die Zulassung per Funk gecheckt. Natürlich finden sie nichts, wie denn auch. Also dürfen wir nach einer halben Stunde weiterfahren. Mit unserer kurzen Ein- und wieder Ausreise müssen wir aber auch wirklich oberverdächtig gewirkt haben.

Für die Nacht hatte ich einen Stellplatz neben einem Hotel recherchiert. Genaue Lage unklar. Irgendwo bei Lipovac. Wildcampen ist in Kroatien illegal. Das ist erst einmal nicht schlimm, denn das ist fast überall so. Aber in Kroatien wird inzwischen kontrolliert und es hagelt saftige Strafen. Wir passieren einen Rastplatz und ich registriere im Augenwinkel den Namen des Hotels. Auf der gegenüberliegenden Seite der Autobahn. Also durch die Mautstation, bezahlen und runter von der Bahn. Bei einer Kneipe im überraschend kleinen Lipovac fragen wir nach dem Weg. Niemand spricht Englisch, aber einer der Gäste hat offensichtlich in Franken Deutsch gelernt und meint, wir müssen wieder auf die Autobahn. Also wieder Ticket ziehen und zurück zum dem Hotel, das ich schon gesehen hatte.

Der Stellplatz entpuppt sich als Ex-Campingplatz mit Hütten, die aber schon Jahrzehnte keine Gäste mehr gesehen haben dürften. Wir können für ein paar Euro dort im Bulli übernachten und die sanitären Anlagen des Hotels nutzen. Die auf dem Platz vorhandenen sind nämlich nicht mehr benutzbar. Etwas entfernt bauen gerade vier Bosniaken ein kleines Zelt auf. Aus den 30 Grad des Tages werden schnell 15, was die Mücken einigermaßen fernhält. Das WLAN entdecke ich leider erst spät am Abend.

Am nächsten Tag soll es über die serbische Grenze gehen. Vom Rastplatz aus gelangen wir über ein kleines Kreuz auf die Autobahn Richtung Grenze. Man lässt uns aber nicht passieren, weil das Ticket von der Mautstation stammt, durch die wir gerade durchfahren wollen. Also sollen wir auf der Autobahn wenden (!) und wieder zurückfahren.

Wir werden nicht ganz so schnell nach Serbien einreisen, wie geplant.

Peage, Maut, жертви, (na) Toll!

Unsere Windschutzscheibe mit verschiedenen Vignetten aus diversen Jahren.

Ein Faktor, der das Reisebudget nicht unerheblich schmälern kann, ist die leidige Maut auf Fernstraßen. Hierzulande ist man es einfach (noch?) nicht gewohnt, für die Benutzung von Straßen direkt zu zahlen.

Drei Modelle sind uns auf der Balkantour begegnet:

  1. Vignette
    Die meisten werden dieses Konzept aus Österreich, Tschechien oder Slowenien kennen. Man zahlt eine Gebühr für einen gewissen Zeitraum und klebt sich eine Vignette in die Windschutzscheibe. Damit darf man dann Autobahnen und mautpflichtige Fernstraßen benutzen. Es wird oft kontrolliert und zumindest in Slowenien gibt es an fast allen Autobahnausfahrten eine Station, die langsam durchfahren werden muss und mit Kameras gespickt ist. Verstöße sind in der Regel sehr teuer und kosten dreistellige Eurobeträge.
    In Bulgarien kauft man eine Vignette, die auch für das Befahren von einfachen Landstraßen benötigt wird. Was bei den Landstraßen, die wir gefahren sind schon ziemlich dreist ist.
  2. Mautstationen
    Aus unserer Sicht die fairste Art, seinen Obolus zu entrichten. Man zahlt nur für die gefahrene Strecke und kann sich gegebenenfalls für Alternativen entscheiden. Alle Ex-Jugoslawischen Staaten ausser Slowenien haben ein solches System. Funktioniert wie im Parkhaus: Beginnt eine mautpflichtige Strecke, zieht man ein Ticket. Beim Verlassen der Autobahn oder des kostenpflichtigen Abschnittes, zahlt man. Irrtümer ausgeschlossen.
  3. Straßenbenutzungsgebühr
    In Albanien muss wohl eine Straßenbenutzungsgebühr entrichtet werden. Für die Tage von Einreise bis Ausreise wird jeweils ein Euro fällig. Zumindest haben wir das gelesen. Bei der Ausreise wollte niemand Geld von uns.

Entspanntes Cruisen auf der kroatischen Autobahn (mit schöner Aussicht)

Die mit Abstand besten Autobahnen haben wir in Kroatien und Österreich vorgefunden, wobei das Vorankommen in Kroatien sehr entspannt ist. Man ist fast versucht, den Tempomaten einzuschalten und ein kleines Nickerchen zu machen. Allerdings waren das auch die teuersten Strecken, die wir fuhren.

In Serbien geht die Autobahn in weiten Teilen in Ordnung. Es gibt aber auch ruppigere Strecken. Dafür ist sie deutlich preiswerter als die kroatische.

In Mazedonien sind die Autobahnen teilweise eine Katastrophe. Selbst die LKW fahren kilometerlang auf der linken Spur, um die Schlaglöcher rechts nicht unter die Räder zu bekommen. Dafür kosten die Streckenabschnitte nur Centbeträge. Eine komplette Durchfahrt Serbien-Griechenland kostet etwa 3,50 €.

Autobahnrastplatz in Serbien

In Albanien sind wir wider Erwarten kostenlos gefahren. Einige Straßen waren so schlecht, dass selbst die Einheimischen vor den Schlaglöchern stoppten und sie im Schritttempo durchfuhren. Und deren Fahrweise ist sonst alles andere als zimperlich. Allerdings haben wir auch nagelneue Passstraßen gesehen und eine neu gebaute Autobahn westlich von Tirana.

Die Vignette in Bulgarien war für unsere paar Kilometer im Land mit fünf Euro recht teuer. Dafür ist sie ganz hübsch anzuschauen und wir sehen sie als Souvenir. Die Straßen, die wir gefahren sind, gehörten zu den schlechteren auf dem Trip. Aber das ist in vielen Landesteilen wohl inzwischen viel besser.

In Bosnien wird momentan viel gebaut und wir sind auf dem Rückweg aus Banja Luka ein Stück neue Autobahn gefahren, die unsere Karten noch nicht kannten. An den Mauthäuschen, die den kroatischen ähneln, konnten wir vorbei fahren, weil sie noch im Bau waren.

Slowenien im Regen

Als wir morgens bei Passau aufwachen, regnet es immer noch. Inzwischen sind die paar Tropfen vom Vorabend zu einem veritablen Dauerregen geworden. Während wir das Frühstück vorbereiten, parkt ein wetterfester Hundebesitzer nicht weit von uns und führt sein Haustier mit einem Cape bekleidet im Wald aus.

Mit der neuen Ausstattung im Bus brauchen wir selbigen zum Umräumen vom Schlaf- zum Fahrmodus nicht mehr verlassen und können so auch frühstücken ohne irgendwelche Kisten oder Taschen durch den Regen tragen oder gar nach draussen stellen zu müssen.

Erstmal Kaffee.

Nach dem Frühstück fahren wir auf die Autobahn zur österreichischen Grenze. Am „Pickerl“, der Autobahnvignette, geht kein Weg vorbei und so lösen wir ein 7-Tage-Ticket für acht Euro. Vor insgesamt vier Tunneln werden wir noch zusätzlich zur Kasse gebeten werden. Allerdings muss man zugestehen, dass die Autobahnen und die Tunnel allesamt in sehr gutem Zustand und daher ihren Preis wert sind, beachtet man die zu überwindende Topografie.

Auf der gesamten Strecke regnet es stark und wir sind froh über die guten Straßen, schließlich wollen wir nur durchfahren. Bei der Einfahrt in den ersten, einröhrigen, langen Tunnel mache ich aus Reflex die Scheibenwischer aus. Drinnen ist es viel wärmer und augenblicklich beschlagen alle Scheiben. Ich sehe nichts mehr, gerate fast in den Gegenverkehr, bekomme aber noch rechtzeitig den Wischerhebel zu fassen. Bei Graz verlassen wir die Autobahn und tanken günstigen Diesel.

Hinter Spielfeld fahren wir von den Autobahn ab und wollen Slowenien auf der Landstraße, somit mautfrei, durchqueren. Schließlich sind das weniger als 30 km, ausserdem wollen wir in Maribor einen Zwischenstopp einlegen. Die Garmin City Navigator auf unserem Nüvi 550 ist hier noch brauchbar und routet uns im mautfreien Modus nach Maribor. Wir schrammen an einer saftigen Strafe für das Fahren ohne Vignette vorbei. Aber das wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Es ist wenig Verkehr. Selbst mitten in der Stadt wirkt an diesem Montag alles wie ausgestorben. Alle Läden, auch die großen Supermärkte haben geschlossen. Der Grund: Es ist Dan državnosti Slovenije (Slowenischer Unabhängigkeitstag). Es regnet nach wie vor stark.

Wir steuern unseren Schlafplatz an; ein im Internet zwar findbarer, aber kaum beschriebener oder bewerteter Campingplatz am Fuß der Pohorje, ein bisschen ausserhalb der Stadt. Wir laufen durch den Regen zur Rezeption und man begrüßt uns auf Deutsch. Es gibt sehr gute Sanitäranlagen und freies WLAN.

Pohorje in den Wolken

Am frühen Nachmittag lässt der Regen nach, hört sogar auf und man kann zwischen den Wolken blauen Himmel sehen. Wir wollen uns die Altstadt anschauen und brechen auf. Es gibt eine Bushaltestelle ganz in der Nähe und eine gute Verbindung über die Drina in die Stadt. Schon während der Fahrt beginnt es wieder kräftig zu regnen und wegen des blauen Himmels haben wir die Regenjacken natürlich im Bulli gelassen.

So werden wir das erste und einzige Mal auf dieser Reise nass. Wir suchen einige Caches in der Stadt und schauen uns trotz des Wetters um. Wegen des Feiertages ist es schön leer in den Gassen und auf den Plätzen. Maribor befindet sich in einem weit besseren Zustand als so manche ostdeutsche Großstadt. Auch im Regen ist die Altstadt schön und es gibt eine Menge zu sehen.

Die Pestsäule in Maribor

Jugendstilfassade

Zwergenaufstand

Pitschnass nehmen wir den Bus zurück zum Stadtrand und ruhen uns ein wenig im Bulli aus. Gegen Abend klart es tatsächlich auf und es gibt einen schönen Regenbogen.

Endlich Sonne

Es dämmert merklich früher als bei uns im Norden und wir gehen zeitig Schlafen. Schließlich gibt es am nächsten Tag wieder eine längere Fahretappe mit einem besonderen Zwischenziel.

Die Toolbox

Als wir unseren T4 kauften, war neben der VW-Kühlbox für die Multivan-Schienen auch ein Fahrradträger für vier Fahrräder dabei. Da wir auf längeren Touren ausschließlich zu zweit unterwegs sind, entstand die Idee, die übrigen beiden Trägerplätze anders zu nutzen. Schließlich gibt es jede Menge Kram, den man entweder nicht im Fahrzeug braucht (Vorzelt, Grill, Auffahrkeile) oder nicht im Innenraum haben will (Gas, Zusatzkocher). Ausserdem sollte die Box es erlauben, zusätzlich zu zwei Fahrrädern auf dem Träger montiert zu werden.

Toolbox mit zwei zusätzlich montierten Fahrrädern

Es gibt auf dem Markt diverse Lösungen für WoMo-Boxen aussen am Fahrzeug. Alle haben zwei Dinge gemein: Sie entsprechen nicht den Maßen, die wir brauchen und sind allesamt unglaublich teuer. Also gab es nur eine Möglichkeit: Selber bauen.

Da ich nun nicht der begnadete Handwerker bin, fragte ich meinen Vater. Der wusste auch das passende Material: Eine Alu-Verbundplatte, die normalerweise als Trägermaterial für Schilder dient. Leicht, stabil, wetterfest. Zur Stabilisierung und als Rahmen dienen Aluwinkelprofile, die mit dem Material vernietet wurden. Zum Fahrzeug hin kann der Deckel der Box aufgeklappt werden, ein Stangenscharnier („Klavierband“) ist dort montiert. Am Fahrradträger wird die Box mit zwei Doppelwinkeln unter den Trägerprofilen von innen mit selbstsichernden Muttern verschraubt. Als Verschlüsse am Deckel dienen zwei einfache Überfallen mit Zahlenschlössern.

T4 mit gesicherter Toolbox im Dartmoor Nationalpark, UK

Auf den ersten Touren haben wir die Box zusätzlich mit Koffer- und Spanngurten gesichert, um Erfahrungen mit den Verschraubungen zu sammeln. Schließlich will man nicht in den Verkehrsnachrichten vorkommen („Vorsicht auf der A2 zwischen X und Y; eine Kiste auf der Fahrbahn!“). Inzwischen wissen wir, dass die Muttern absolut zuverlässig sind und sich auch unter starker Belastung nicht lösen.

Die Sache hat allerdings einen Nachteil: Wie auch mit montierten Fahrrädern sind die Gasdruckdämpfer der Heckklappe bei Weitem nicht stark genug, um den Träger plus Toolbox zu heben. Die Suche nach einer teleskopierbaren Lösung, die die Heckklappe halten soll, das Sollmaß von zwei Metern erfüllt und gleichzeitig gut zu transportieren ist führte zu nichts. Also pragmatisch vorgehen und eine Dachlatte mitführen.

Fahrradträger mit Toobox und Dachlatte

Auf unserer Reise durch Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Polen 2011 haben wir das unhandliche Teil im Innenraum transportiert. Auf der Tour hat sie uns unschätzbare Dienste geleistet. Im Vorzelt aufgestellt verhinderte sie die Bildung allzu großer Wassertaschen bei Dauerregen, der öfters mal vorkam. Dieses Mal sollte sie die neu gewonnenen Platzverhältnisse im Innenraum aber nicht stören und so reiste sie aussen mit. Das sollte sich aus verschiedenen Gründen noch als großer Vorteil erweisen, aber dazu später.

Von Gütersloh nach Passau

Heute soll es also losgehen. Wir stehen nicht allzu früh auf, frühstücken gemütlich und packen die letzten Sachen. Nachdem die Kühlbox gefüllt ist, gehen wir Astrids Checkliste noch einmal durch und beschließen: Alles komplett.

Dabei reiben wir uns die Augen. Irgend etwas Wichtiges müssen wir vergessen haben. Der Bulli ist viel zu leer für einen Drei-Wochen-Trip. Es sollte sich aber zeigen, dass die Optimierungen am T4 derart wirkungsvoll waren, dass wir nun deutlich mehr Platz haben. Das wissen wir zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht und fahren mit dem unbestimmten Gefühl ab, etwas Entscheidendes liegen gelassen zu haben.

Gepackter Bulli. Es fehlt nur noch die Küchenbox und das Geschirr.

Für die Pausen unterwegs hatten wir uns ein paar gut bewertete Rastplatztradis und auch einige Caches neben der Autobahn herausgesucht. So ging es über die A2, A33, A44, A7 auf die A3, der wir ein ganzes Stück folgen. Kurz hinter Nürnberg fahren wir von der Autobahn ab, um ein TB-Hotel (GC2Y7YM) und einen Earthcache (GC20DPH) zu besuchen.

An der Teufelskirche

Alter Stollen

Besonders der Earthcache war große Klasse, wir haben die kleine Wanderung durch die „Teufelskirche“ sehr genossen. Die T-Wertung will allerdings ernst genommen werden und wir tragen das falsche Schuhwerk. Meine abgetretenen Reeboks ziehen Wasser in die Dämpfung, was schmatzende Geräusche bei jeden Schritt verursacht, Astrid versaut sich schon jetzt ihre weissen Chucks. Den Stollen hätten wir gern tiefer erkundet, es ist aber zu nass, wir würden schon jetzt einen kompletten Satz Klamotten verschleißen und diejenigen, die zum Schmutzigwerden mitreisen, liegen natürlich im Bulli. Wir machen einen Rundweg aus dem Earthcache und nehmen noch einen Tradi am Wegesrand mit.

Nach der Ankunft am Bulli wird sich noch einmal gestärkt und weiter geht es Richtung Passau. Dort hatte ich einen Wanderparkplatz herausgesucht, auf dem wir die Nacht verbringen wollen. Vorher werden noch zwei nette Tradis in der Gegend besucht; bei einem hätte es auch noch eine Schlafmöglichkeit gegeben. Der ist uns aber zu nah an der Autobahn, und so verfahren wir wie geplant.

Der recherchierte Parkplatz erweist sich als sehr geeignet. Kaum Durchgangsverkehr, keine Spaziergänger mehr vor Ort allerdings schlechtes Handynetz. Wir rufen noch zwei Geburtstagskinder an, dann dämmert es und der Bulli wird verdunkelt. Im Radio wird das Viertelfinale England-Italien leider nicht übertragen, aber der BR sendet südamerikanische Klänge und informiert zwischendurch über den Spielstand. Wir tanzen auf dem Parkplatz, lauschen abwechselnd dem Spielverlauf. Einige Glühwürmchen tauchen auf, tanzen mit. Als wir Schlafen gehen, beginnt es zu regnen.