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Die Serbienkarte geht wieder auf Tour

Der Dreh- und Angelpunkt unserer Balkantour war Serbien. Daher hatten wir uns für das Land eine Papierkarte zugelegt auf der auch ein paar gute Stücke der Nachbarländer drauf sind.

bordercounter

Freddie und Ulf mit Navigationshilfe

Karte auf der Adler Express

Karte auf der Adler Express

Jetzt geht die Karte wieder auf Tour, neuen Abenteuern entgegen. @Freddie_Pepper, @Ulf78, @Marcel_ 123 und Szymon alias Team Bordercounter starten am 27. April 2013 zur Rallye Allgäu Orient, einem der letzten automobilen Abenteuer. Es wird von Oberstaufen circa 6000 km nach Jordanien gefahren. Dieses Jahr führt die Route über Palästina und Israel, da Syrien aus verständlichen Gründen umfahren werden muss. Ein Gutteil der Route führt auch durch diverse Balkanstaaten, wo die Karte hoffentlich ein bisschen helfen kann.

Neben dem Abenteuer geht es aber ebenfalls darum, Gutes zu tun. Zahlreiche Projekte werden von den Teams durchgeführt, um Notleidenden auf der Route zu helfen, die Rallye-Autos transportieren Medikamente und andere Sachspenden. Zu guter letzt werden die Fahrzeuge in Jordanien gespendet, zerlegt und die Einzelteile für einen guten Zweck verkauft. In der Vergangenheit kam allein daraus ein erkleckliches Sümmchen zusammen. Über die Aufbauprojekte aus den Spenden der vergangenen Jahre kann man sich hier ein Bild machen.

frontera

Eines der beiden Rallye-Autos. Da steckt jede Menge Arbeit und Material drin…

Übrigens: Da so eine Rallye, bei der man nebenbei auch noch die gekauften Autos spendet, natürlich ganz schön ins Geld geht, kann das Team Sponsoren gut gebrauchen.

Umso mehr freuen wir uns, dass wir einen kleinen Beitrag dazu leisten können. Im Rahmen der Nordseetaufe HellGEOland haben wir die Karte an 50% vom Team übergeben können. Wir wünschen den Bordercountern eine gute Zeit, viel Glück und Erfolg bei diesem Abenteuer!

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Abkühlung dringend gesucht!

Früh am Morgen, die ersten Sonnenstrahlen fallen durch die Verdunkelung am Bulli, werden wir von Motorengeräuschen und Geplapper geweckt. Der Lärm kommt unten von der Hauptstraße. Wir denken uns nichts dabei und drehen uns noch einmal um. Die Geräusche entfernen sich und wir schlafen noch ein bisschen. Nach einem ausgiebigen Frühstück wollen wir starten.

Unten an der M5 dann die Überraschung: Zwischen uns und der Fahrbahn befindet sich ein frischer, dampfender und weicher Teerstreifen. Wir sind eingeschlossen. Hinter uns führt die Geröllpiste den Berg hoch, vor uns der neue Straßenbelag von fragwürdiger Tragfähigkeit. Da ist wohl in der Frühe eine Wanderbaustelle an uns vorbei gezogen. Zudem wurde die Strecke jetzt einspurig gemacht, so dass der Verkehr nur in eine Richtung fließt. Gerade kommen ein paar Fahrzeuge aus der Richtung, in die wir fahren wollen. Ich steige aus und prüfe die Konsistenz des Teers mit dem Schuh. Scheint einigermaßen fest. Müsste gehen. Der einspurige Abschnitt scheint ziemlich lang zu sein, denn jetzt passiert eine gefühlte Ewigkeit gar nichts. Dann kommt ein alter Mercedes in Sicht, der in unsere Richtung fährt. Wir warten bis er vorbei ist und ich gebe Gas. Der frische Teerstreifen lässt sich problemlos überqueren. Die Spuren, die wir hinterlassen sind zu vernachlässigen.

Brüllende Hitze auf einem Parkplatz am Autoput

Unser Ziel ist der Vlasina-See, ein Stausee auf 1200 m Höhe. Dort soll es einen Campingplatz geben. Nach drei Tagen Wildcampen freuen wir uns auf eine Dusche und ein WC. Wir haben den Platz unterwegs im Web recherchiert, keiner unserer Campingführer kennt ihn. Seine Lage verspricht aber einen unkomplizierten und schnellen Tagesausflug nach Bulgarien. Ausserdem wird es auf 1200 m Höhe nicht ganz so heiss sein. Das Thermometer hatte in den letzten Tagen nicht selten 38° angezeigt.

So gerne wir abenteuerliche Strecken fahren, so sehr freuen wir uns dieses Mal, dass ein Großteil der Strecke über die E75, in diesem Verlauf die serbische Nord-Süd-Autobahn („Autoput“), führt und wir gut voran kommen werden.

Gegen Mittag passieren wir Surdulica, eine enge, geschäftige Stadt am Rand zweier Bergmassive. Im Straßenbild ist deutlich zu merken, dass Platz hier knapp und jedes noch so kleine Fleckchen bebaut ist oder als Parkplatz dient. Da wir oben im Gebirge keine größeren Ortschaften auf der Karte gesehen haben, kaufen wir für die nächsten beiden Tage ein.

Gegend um den Vlasinsko Jezero (Власинско језеро)

Eine kurvige und steile Serpentinenstrecke windet sich zu dem Hochplateau, auf dem der Vlasinsko Jezero (Власинско језеро) liegt. Und das Thermometer purzelt. An der Abzweigung, an der wir von der Hauptstraße abbiegen, um am Westufer entlang zum Campingplatz zu gelangen, sind es gerade einmal noch 29°.

Ein wenig suchen müssen wir den Platz schon. Die Skizze aus dem Web erweist sich als falsch und führt zu einem verlassenen Platz. Nur ein alter Mann sitzt vor einer Hütte und zeigt auf die Straße und sechs Finger. 6 km Straße rauf schließen wir daraus. Es führt immer mal wieder ein Weg von der Straße ab. Die Holzschilder, die hinein zeigen sind verwittert und ausschließlich in kyrillisch beschriftet.
Bei einem Badestrand halten wir und fragen. Der Tretbootverleiher spricht Englisch. Auf unsere Frage nach dem Autokamp deutet er auf eine dicht bewaldete Halbinsel. Tatsächlich blitzen weisse Kästchen durch die Bäume, das könnten Wohnwagen sein. Wir bedanken uns und er grinst. Wenn wir ein Tretboot bräuchten wüssten wir ja, wo wir in finden.

Am Vlasinasee

An einem Tor steht eine Art Kiosk. Einige ausgeblichene Zettel in den Scheiben lassen sich auch mit unseren dürftigen Serbischkenntnissen tatsächlich so deuten, dass es sich um eine Campingplatzrezeption handeln könnte. Das Tor ist geschlossen, niemand zu sehen. Wir beschließen es zu öffnen und fahren in Richtung der noch etwas entfernten Halbinsel.
Das Gelände ist toll, direkt am Ufer und unter schattigen Nadelbäumen gelegen. Die Wohnwagen, die wir von weitem gesehen haben, sind verlassen. Es scheint, als würde es auch hier in Serbien Dauercamper geben. An einem Stromkasten arbeiten zwei Männer. Einer ist der Platzwart. Wir sollen uns einfach hinstellen. Ein schöner Platz ist schnell gefunden.

Unser Camp am Vlasinasee

Das Sanitärhäuschen ist einmal wieder ein Flop. Kein Wasser, die Toiletten nicht zu gebrauchen. Also hängen wir unsere Campingdusche an einen Baum. Büsche gibt es hier genug. Und zu einem erfrischenden Bad lädt der See ein.

Die Aussicht vom Bulli auf den See

Zu Fuß machen wir uns auf, die Gegend zu erkunden. Etwas weiter die Straße hoch gibt es ein Hotel. Wir setzen wieder die bewährte Cola-Taktik ein. Jeder bestellt eine Cola, dafür benutzen wir die sanitären Einrichtungen, die aber auch nicht viel besser sind als die auf dem Camp. Auch Internet gibt es hier keines. Dafür entdecken wir auf dem Rückweg am Rande einer kleinen Siedlung ein offenes Wlan. Ein schneller Tweet, dann geht es zurück zum Platz.

Der Versuch, den magischen Mond einzufangen. Hoffnungslos.

Nach dem Abendessen baden wir ausgiebig im See und genießen das tolle Wasser. Es wird dunkel und es geht ein großer, nicht mehr ganz voller Mond über der Bergkette gegenüber auf. Ein absolut genialer Anblick, der sich leider mangels Stativ und vernünftiger Kamera nicht gescheit fotografieren lässt.

Am nächsten Tag machen wir einen Ausflug nach Bulgarien, kraxeln ein wenig und versuchen den Länderpunkt zu ergattern.

Einreise nach Serbien: Vier FTFs und ein Glücksfall

Fruška Gora auf Open Streetmap

Recht früh morgens brechen wir von unserem Hotelcamp auf und fahren auf die Autobahn in Richtung serbischer Grenze. Der Wärter in der Mautstation nimmt unser Ticket entgegen und runzelt die Stirn. Es handelt sich um die selbe Mautstation, an der wir in der anderen Richtung das Ticket gezogen haben. Diesen Fall sieht das kroatische Autobahnsystem nicht vor. Er bedeutet uns, wir sollen wenden. Wenden? Auf der Autobahn? Es ist sehr wenig los aber schon hat sich jemand hinter uns eingereiht. Der wird sogleich vom Wärter verscheucht und uns gegenüber wird er mit der Wendegeste deutlicher. „Naja“, denke ich mir, „Geisterfahrer warst du auch noch nicht“ und wende den Bulli. Einige hundert Meter fahren wir nun entgegengesetzt. Von Ferne sehen wir einen LKW nahen, sonst ist kein Verkehr. Es gibt auf diesem Abschnitt keine Mittelleitplanke, aber die Fahrbahnen sind mit einer Art Bojen getrennt, zwischen denen eine Schnur gespannt ist. Ich suche eine Stelle, an der man dort vielleicht drüberfahren kann. Geht aber nicht. Ein ganzes Stück weiter, die Mautstation ist schon ganz klein im Rückspiegel, beginnt die Mittelleitplanke. Und genau dort hat man eine Fahrzeugbreite freigelassen. Puh! Also nicht die acht Kilometer bis zur nächsten Ausfahrt als Falschfahrer, sondern wieder auf der richtigen Seite. Dort angekommen zahlen wir einige Kuna für den Abschnitt und wollen jetzt auf der Nebenstrecke bis Lipovac fahren. Dahinter ist die Autobahn bis zur Grenze mautfrei, das wissen wir von gestern. Also folgen wir der Straße, die auf unserer Papierkarte ist. Die wird schon nach kurzer Zeit zur Schotterpiste. Wir machen die Rüttelstrecke ein paar Kilometer mit, ein Wildschwein kreuzt unseren Weg, dann erreichen wir einen Bootsanleger. Dahinter ist der Weg, der zwischenzeitlich immer schmaler geworden ist, komplett überwachsen. Ich wende, wir haben die Schnauze voll und fahren wieder auf die Autobahn. Am Schalter sitzt immer noch der selbe Typ, nimmt unser Ticket und wundert sich offensichtlich, was wir so lange gemacht haben.
Vor der serbischen Grenze ist wenig los. Nur drei, vier Fahrzeuge sind vor uns am Schalter. Jetzt brauchen wir nicht nur die Pässe, den Fahrzeugschein und die grüne Versicherungskarte sondern auch unsere internationalen Führerscheine. Die sind in Serbien schon länger Pflicht aber erst seit 2011 wird das auch kontrolliert. Die Abfertigung geht fix, der Zoll winkt uns durch. Jetzt sind wir also in Serbien!

Die Unterschiede sind sofort deutlich. Der Straßenbelag wir merklich schlechter und die Schilder sind sowohl in lateinischer als auch in kyrillischer Schrift ausgeführt. Trotz der mieseren Autobahn erreichen wir schon bald eine Mautstelle. Gleiches System: Ticket ziehen und weiterfahren.

Monument Sloboda

Bei Ruma fahren wir von der Autobahn ab und peilen das Stadtzentrum an. Wir müssen einkaufen und serbische Dinar haben wir auch noch nicht. Der Verkehr ist ziemlich dicht. Kleine Traktoren, Pferdefuhrwerke und Fahrradfahrer teilen sich die relativ schmale Straße mit dem LKW- und PKW-Verkehr. In einer Wechselstube tauschen wir 50 Euro gegen rund 5600 Dinar, kaufen in der Nähe ein. Alles ist spottbillig.

Unser vorläufiges Ziel ist der Nationalpark Fruška Gora, wo es vier FTF zu holen gibt. Also fahren wir die Landstraße in Richtung Novi Sad, die auf den Pass über die Hügelkette führt. Es geht nur langsam voran, Traktoren und LKW quälen sich die steile Strecke hoch und können nur selten überholt werden. Auffällig ist die hohe Polizeipräsenz. Schon an der Autobahnabfahrt haben wir mehrere Posten gesichtet, jetzt steht an fast jedem Ortseingang ein Streifenwagen.

Wovor wird hier gewarnt? Munitionsreste? Nein, man soll nur seinen Müll nicht in den Wald werfen.

Von Weitem ähnelt der Bergkamm der Fruška Gora sehr unserem Teutoburger Wald zu Hause. Ein schmales, steiles Mittelgebirge und mittendrauf ein Fernsehturm. Der Kammweg kann und darf befahren werden, ist sogar brauchbar asphaltiert. Der erste Cache (GC3NXXT) liegt nahe der Passstraße in wenig reizvoller Umgebung. Aber das Logbuch ist leer.
Den zweiten Cache (GC3NXYA) erwandern wir uns. Er führt zum Monument Sloboda, das an die jugoslawischen Widerstandskämpfer im Zweiten Weltkrieg erinnert. Schickes Teil und noch ein FTF!

Der bei den NATO-Bombardements ramponierte Fernsehturm

Zum TV-Tower wird gefahren. Das Bild im Listing haben wir nicht dabei und sind fasziniert, als wir um die Ecke biegen und ihn zum ersten Mal von Nahem sehen. Pragmatisch hat man aber einfach Antennen draufgestellt und er erfüllt wieder seine alte Funktion als Sendemast. Auch hier finden wir ein leeres Logbuch vor (GC3NXYD). An dieser Stelle sorry an Kasimir2008, der einen Tag später diese Cachereihe machte und sich fürchterlich geärgert haben muss.
Auf dem Rückweg Richtung Sremska Mitrovica besuchten wir noch zwei weitere Caches im Nationalpark, einer davon war ebenfalls ein FTF.

Auf der Strecke halten wir in einem Dorf, das weder auf unserer Papierkarte und auch nicht auf OSM war. Leider habe ich den Track nicht rechtzeitig gespeichert, sonst hätte ich ihn bei OSM hochgeladen. Im Ort ist Markt und es gibt frisches Gemüse, das wir im Supermarkt vorher nicht bekamen. Die blassgrüne Peperoni, die ziemlich harmlos daherkam, sollte sich später als echter „Burner“ entpuppen. Daneben gibt es viele Stände mit allerlei Tinnef, bunter Bekleidung, Angel- und Jagdzubehör.

Schon an der Grenze gab es riesige Werbetafeln für einen Campingplatz, die uns immer wieder begegnet sind. Sollte das unser recherchiertes Nachtlager sein? Auf groß Trubel und einen vollen Touriplatz haben wir nämlich keine Lust. Allerdings haben wir schon seit geraumer Zeit kein Wohnmobil oder Gespann mit Wohnwagen gesehen. Eigentlich schon seit Kroatien nicht mehr. Schnell wird klar: Unser Ziel erreichen wir, wenn wir den großen Werbetafeln folgen. Es gibt nämlich im größeren Umkreis nichts anderes zum Übernachten. Da wir das Land noch nicht kennen und per Definition Wildcampen verboten ist, wollen wir erst einmal vorfühlen. Dazu die ständige Präsenz der Polizei.

Luxuscamping wider Erwarten

Die Hinweisschilder führen uns über die Save durch immer ärmlichere Vororte zu einer schmalen Straße. Als wir die Einfahrt zum Campingplatz finden, staunen wir nicht schlecht. Eine Anlage, wie man sie selbst in Deutschland selten findet. Und wir sind die einzigen Gäste.

Ein Junge springt unter einem Dach hervor. An der Wand prangt ein riesiger Flatscreen. „Welcome!“ begrüßt er uns. Wir schlagen unser Lager auf, wo es morgens schattig sein dürfte. Schließlich wollen wir nach den anstrengenden Fahretappen etwas ausruhen und unsere Eindrücke verarbeiten.

Nach dem Abendessen kommt der junge Platzwart mit einem Tablett und einem Kanister quer über den Platz zu uns an den Tisch. „Šljivovica, local brand!“ Der Kanister hat kein Etikett. Trotzdem nehmen wir an und werden später noch lernen, dass hier jeder seine eigene „local brand“ selbst herstellt.

Flipflop-Panne: Repariert!

Abends läuft das Halbfinalspiel Portugal-Spanien. Auf dem Flatscreen, versteht sich. Es hat einen Schichtwechsel bei den Platzwarten gegeben und jetzt sitzt ein Mittfünfziger bei uns, der über ein sehr freundliches und einnehmendes Wesen verfügt, aber keine uns geläufige Fremdsprache spricht. Macht nichts, mit Hand und Fuß geht es auch.

Kurz nach der Halbzeit macht einer von Astrids Flipflops schlapp. Während ich noch überlege, wie ich das Ding mit Gaffertape flicken kann, verschwindet der Platzwart mit dem Latschen in einer kleinen Werkstatt und repariert ihn mir einem Flaschenverschluss.

Am nächsten Tag wollen wir Sremska Mitrovica mit dem Fahrrad erkunden und die lokalen Caches besuchen.