Abkühlung dringend gesucht!

Früh am Morgen, die ersten Sonnenstrahlen fallen durch die Verdunkelung am Bulli, werden wir von Motorengeräuschen und Geplapper geweckt. Der Lärm kommt unten von der Hauptstraße. Wir denken uns nichts dabei und drehen uns noch einmal um. Die Geräusche entfernen sich und wir schlafen noch ein bisschen. Nach einem ausgiebigen Frühstück wollen wir starten.

Unten an der M5 dann die Überraschung: Zwischen uns und der Fahrbahn befindet sich ein frischer, dampfender und weicher Teerstreifen. Wir sind eingeschlossen. Hinter uns führt die Geröllpiste den Berg hoch, vor uns der neue Straßenbelag von fragwürdiger Tragfähigkeit. Da ist wohl in der Frühe eine Wanderbaustelle an uns vorbei gezogen. Zudem wurde die Strecke jetzt einspurig gemacht, so dass der Verkehr nur in eine Richtung fließt. Gerade kommen ein paar Fahrzeuge aus der Richtung, in die wir fahren wollen. Ich steige aus und prüfe die Konsistenz des Teers mit dem Schuh. Scheint einigermaßen fest. Müsste gehen. Der einspurige Abschnitt scheint ziemlich lang zu sein, denn jetzt passiert eine gefühlte Ewigkeit gar nichts. Dann kommt ein alter Mercedes in Sicht, der in unsere Richtung fährt. Wir warten bis er vorbei ist und ich gebe Gas. Der frische Teerstreifen lässt sich problemlos überqueren. Die Spuren, die wir hinterlassen sind zu vernachlässigen.

Brüllende Hitze auf einem Parkplatz am Autoput

Unser Ziel ist der Vlasina-See, ein Stausee auf 1200 m Höhe. Dort soll es einen Campingplatz geben. Nach drei Tagen Wildcampen freuen wir uns auf eine Dusche und ein WC. Wir haben den Platz unterwegs im Web recherchiert, keiner unserer Campingführer kennt ihn. Seine Lage verspricht aber einen unkomplizierten und schnellen Tagesausflug nach Bulgarien. Ausserdem wird es auf 1200 m Höhe nicht ganz so heiss sein. Das Thermometer hatte in den letzten Tagen nicht selten 38° angezeigt.

So gerne wir abenteuerliche Strecken fahren, so sehr freuen wir uns dieses Mal, dass ein Großteil der Strecke über die E75, in diesem Verlauf die serbische Nord-Süd-Autobahn („Autoput“), führt und wir gut voran kommen werden.

Gegen Mittag passieren wir Surdulica, eine enge, geschäftige Stadt am Rand zweier Bergmassive. Im Straßenbild ist deutlich zu merken, dass Platz hier knapp und jedes noch so kleine Fleckchen bebaut ist oder als Parkplatz dient. Da wir oben im Gebirge keine größeren Ortschaften auf der Karte gesehen haben, kaufen wir für die nächsten beiden Tage ein.

Gegend um den Vlasinsko Jezero (Власинско језеро)

Eine kurvige und steile Serpentinenstrecke windet sich zu dem Hochplateau, auf dem der Vlasinsko Jezero (Власинско језеро) liegt. Und das Thermometer purzelt. An der Abzweigung, an der wir von der Hauptstraße abbiegen, um am Westufer entlang zum Campingplatz zu gelangen, sind es gerade einmal noch 29°.

Ein wenig suchen müssen wir den Platz schon. Die Skizze aus dem Web erweist sich als falsch und führt zu einem verlassenen Platz. Nur ein alter Mann sitzt vor einer Hütte und zeigt auf die Straße und sechs Finger. 6 km Straße rauf schließen wir daraus. Es führt immer mal wieder ein Weg von der Straße ab. Die Holzschilder, die hinein zeigen sind verwittert und ausschließlich in kyrillisch beschriftet.
Bei einem Badestrand halten wir und fragen. Der Tretbootverleiher spricht Englisch. Auf unsere Frage nach dem Autokamp deutet er auf eine dicht bewaldete Halbinsel. Tatsächlich blitzen weisse Kästchen durch die Bäume, das könnten Wohnwagen sein. Wir bedanken uns und er grinst. Wenn wir ein Tretboot bräuchten wüssten wir ja, wo wir in finden.

Am Vlasinasee

An einem Tor steht eine Art Kiosk. Einige ausgeblichene Zettel in den Scheiben lassen sich auch mit unseren dürftigen Serbischkenntnissen tatsächlich so deuten, dass es sich um eine Campingplatzrezeption handeln könnte. Das Tor ist geschlossen, niemand zu sehen. Wir beschließen es zu öffnen und fahren in Richtung der noch etwas entfernten Halbinsel.
Das Gelände ist toll, direkt am Ufer und unter schattigen Nadelbäumen gelegen. Die Wohnwagen, die wir von weitem gesehen haben, sind verlassen. Es scheint, als würde es auch hier in Serbien Dauercamper geben. An einem Stromkasten arbeiten zwei Männer. Einer ist der Platzwart. Wir sollen uns einfach hinstellen. Ein schöner Platz ist schnell gefunden.

Unser Camp am Vlasinasee

Das Sanitärhäuschen ist einmal wieder ein Flop. Kein Wasser, die Toiletten nicht zu gebrauchen. Also hängen wir unsere Campingdusche an einen Baum. Büsche gibt es hier genug. Und zu einem erfrischenden Bad lädt der See ein.

Die Aussicht vom Bulli auf den See

Zu Fuß machen wir uns auf, die Gegend zu erkunden. Etwas weiter die Straße hoch gibt es ein Hotel. Wir setzen wieder die bewährte Cola-Taktik ein. Jeder bestellt eine Cola, dafür benutzen wir die sanitären Einrichtungen, die aber auch nicht viel besser sind als die auf dem Camp. Auch Internet gibt es hier keines. Dafür entdecken wir auf dem Rückweg am Rande einer kleinen Siedlung ein offenes Wlan. Ein schneller Tweet, dann geht es zurück zum Platz.

Der Versuch, den magischen Mond einzufangen. Hoffnungslos.

Nach dem Abendessen baden wir ausgiebig im See und genießen das tolle Wasser. Es wird dunkel und es geht ein großer, nicht mehr ganz voller Mond über der Bergkette gegenüber auf. Ein absolut genialer Anblick, der sich leider mangels Stativ und vernünftiger Kamera nicht gescheit fotografieren lässt.

Am nächsten Tag machen wir einen Ausflug nach Bulgarien, kraxeln ein wenig und versuchen den Länderpunkt zu ergattern.
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