Morgens sind wir schon früh auf. Die Rezeption der Popova Kula Winery ist jetzt mit dem freundlichen Gärtner besetzt, der in der Dunkelheit vor allem mit dem Wässern der Rasenflächen beschäftigt war. Wir nutzen noch einmal die Waschräume und machen uns reisefertig. Schon jetzt beäugen uns die ersten Hotelgäste neugierig vom Balkon aus. Wir machen, dass wir wegkommen. Einen warmen und freundlichen Empfang hatten wir von den Mitarbeitern des Hotels, so recht passen wir beiden Bullibewohner aber nicht hierher.
Unser Ziel ist der Ohridsee. Dort soll es einen Campingplatz mit Strand und guten Sanitäranlagen geben. Endlich wieder eine Dusche! Und selbst wenn es mit den Sanitärhäuschen wieder nichts ist haben wir immer noch den See.
Unterwegs in Richtung Westen überqueren wir insgesamt vier Pässe. Hinter jeder Bergkette wird die Landschaft etwas grüner und das Thermometer fällt. Entlang es Prespasees sind es nur 32°. Und es ist fast Mittag. Eine Wohltat nach den über 40° von gestern!
In der Nähe von Bitola bemerken wir, dass an einem Hang unfassbar viel Müll liegt. Zuerst denken wir an eine wilde Müllkippe. Ein Blick den Hang hinauf offenbart einen Slum, wie wir ihn live noch nie gesehen haben. Von diesen hatten wir schon gehört. Es heisst, dass vor allem Roma hier unter unfassbaren Umständen leben müssen. Im Juli 2012 gab es Presseberichte über ein Lager in Montenegro, das in Windeseile abgebrannt sein muss. Angesichts dieser Bilder sind wir nicht verwundert. Glücklicherweise hat es dabei keine Todesopfer gegeben. Trotzdem sind viele Menschen obdachlos geworden.
Der letzte Pass, den es zu überqueren gilt, führt durch den Nationalpark Galicica. Eine schmale Straße führt in Serpentinen immer höher in das Gebirge. Die letzten Pässe führten über eher hochrangigere Straßen. Jetzt ist es schmal und teilweise ohne Leitplanken am Abgrund. Es bieten sich atemberaubende Ausblicke. Der Gebirgskamm trennt den Prespasee vom Ohridsee. Am höchsten Punkt des Passes bietet sich eine fantastische Aussicht über beide Gewässer. Wir parken in einer Piste und machen uns zu Fuß auf zum Aussichtspunkt, wo auch ein Cache (GC14FCJ) liegt.
Auf einer steilen Wiese haben Paraglider ihr Basiscamp. Einzelne Gleiter sind in der Luft zu beobachten. Das muss herrlich sein, über dieser Landschaft! Der Cache führt uns etwas abseits des gut besuchten Aussichtspunktes. Wir setzen uns und schauen den Paraglidern eine Weile zu.
Am Campingplatz angekommen stehen wir vor der obligatorischen Schranke. Es gibt einen Schrankenwärter, der die Fahrzeuge einzeln durchlässt und auch die Fußgänger kontrolliert. Er erinnert uns an Louis de Funes und spricht Deutsch. Aber so schnell und hastig, dass wir ihn fast nicht verstehen. Wir lassen den Bulli an der Pforte stehen und schauen uns um. Das Gelände ist sehr weitläufig und es gibt verschiedene Bereiche. Mal finden sich kleine Zeltstädte, hier und da sieht man einen Wohnwagen. Ein Hüttendorf gibt es auch, aber da ist nichts los. Der Strand sieht prima aus, ist aber ganz schön bevölkert. Das liegt daran, dass der Campingplatz auch ein Strandbad ist, das auch Eintritt kostet. An einem Samstagnachmittag ist dies bei diesem prächtigen Wetter gut besucht.
Zum Campen entscheiden wir uns für eine Wiese etwas abseits. Sie wird von hohen, ausladenden Laubbäumen beschattet. Etwas entfernt steht ein T4 mit mazedonischem Kennzeichen. Ebenfalls abseits finden sich einige Zelte, sonst ist hier nichts los. Ideal! Die Duschen gehen in Ordnung, die Toiletten auch. Ein weiteres Sanitärhäuschen ist im Bau.
Zunächst machen wir uns aber auf zum Strand. Wir erwischen das letzte schattenspendende Bäumchen am Rand. Direkt auf dem Sand haben sich die Leute Schirmchen mitgebracht. Ein Verweilen direkt in der Sonne ist undenkbar. Das Wasser im See ist glasklar und gar nicht so kalt. Herrlich! Etwas entfernt bemerken wir eine kleine Familie. Wir hören einige Brocken Deutsch und immer einmal wieder eine andere Sprache. Mazedonisch, wie wir bald erfahren sollten. Wir sprechen die drei an. Es sind Gülbear mit Tochter Zeynep und ihrem Mann Sükrü aus Hamburg. Sie sind fast jedes Jahr hier, Gülbear hat Wurzeln in Ohrid. Wir haben eine nette Unterhaltung über dies und das, später machen wir noch eine kleine „Bulliführung“.
Die Camper auf dem Platz gehen relativ sorglos mit ihrem Eigentum um. Am Strand lassen sie ihre Sachen unbeaufsichtigt liegen, vor den Camps sind auch wertvollere Gegenstände offen zu sehen. Wir fühlen uns sicher. Später bemerken wir, dass ausser der „Einlasskontrolle“ auch Wachschutz über das Gelände patrouilliert.
Wir unternehmen noch einen Abendspaziergang, der einen Cache mit einschließen soll. Wir kommen aber nicht so recht dran und es wird rascher dunkel als vermutet. Als dann noch einige Fahrzeuge ohne Kennzeichen aus Richtung der nahen albanischen Grenze an uns vorbeijagen, entscheiden wir uns endgültig für den Rückzug.
Am nächsten Tag reisen wir nach Albanien ein, durchfahren Tirana und finden eine überraschende Bleibe.