Als die Sonne noch tief steht, brechen wir Richtung Süden auf. Heute werden wir Serbien endgültig verlassen. Das finden wir sehr schade, langsam müssen wir uns aber auf den Rückweg machen. Und ein paar weitere Länder wollen wir ja noch besuchen.
Wir fahren die selbe Strecke zum Autoput, wie wir vorgestern gekommen sind. Die Nord-Süd-Achse Serbiens hat die bekannt wechselhafte aber brauchbare Qualität und wir kommen ganz ordentlich voran. Auf der Suche nach einer Einkaufsmöglichkeit geraten wir in das quirlige Städtchen Bujanovac. Hier wohnen anscheinend überwiegend Moslems, was im Straßenbild deutlich zu merken ist. Verschleierte Frauen in langen Gewändern und Männer mit Kaftanen teilen sich die Straße mit einem bunten Verkehrschaos aus allerlei Arten von Fahrzeugen. Es gibt viele Moscheen und auch sonst wirkt alles sehr orientalisch. Als kleine Kuriosität entdecken wir einen Wegweiser zur „Pizzaria Dusseldorf“. Alles eine Frage der Perspektive. Leider existiert von diesem kleinen Exkurs kein brauchbares Foto.
Das letzte Stück Autobahn bis zur Grenze nach Mazedonien (FYROM) ist teilweise noch im Bau. Der freigegebene Belag ist nagelneu und wir gleiten nur so dahin. Es ist wenig Verkehr.
An der Grenze hat sich an der PKW-Abfertigung eine lange Schlange gebildet. Es geht nicht so recht vorwärts. Das Thermometer ist unaufhörlich geklettert und zeigt jetzt satte 40° an. Im Schatten. Den gibt es aber nur direkt an den Abfertigungsschaltern. Eine Ewigkeit stehen wir jetzt auf einer aufgeheizten Asphaltfläche, umringt von glühenden Blechkisten. Fliegende Händler verkaufen raubkopierte CDs und ein junger Mann mit „Macedonia (FYROM)“-T-Shirt versucht die Reisenden von den Vorzügen des Landes abseits der Autobahn zu überzeugen. Die Autokennzeichen lassen vermuten, dass die meisten der Autoinsassen Türken und Griechen sind, die in Nordeuropa leben und auf dem Weg in die alte Heimat sind. Somit fahren sie nur durch. Am Schalter angekommen erfahren wir auch, was das Problem ist. Die Passscanner sind ausgefallen. Die manuelle Abfertigung plus Versuch „ob es wieder geht“ dauert einfach länger.
Mazedonien (former Yugoslav Republic of) empfängt uns mit einer grottigen Fahrbahnoberfläche, die vor Löchern nur so strotzt. Selbst die LKW fahren kilometerweit auf der linken Spur um der abgenutzten Fahrbahndecke der rechten zu entgehen. Trotzdem erreichen wir kurz hinter der Grenze eine Mautstation. Die Streckenabschnitte kosten allerdings nur Centbeträge. Die gesamte Durchfahrt Serbien-Griechenland kostet ca. € 3,50. Immerhin gibt es an den Mautstationen freies WLAN. Ich bedauere fast schon, dass es kaum Schlangen gibt und die Wartezeiten sehr kurz sind.
Die Landschaft um uns herum wird immer karger. Gelb- und Ockertöne herrschen vor. Schon jetzt, Anfang Juli, ist die meiste Vegetation vertrocknet. Das Radioprogramm empfinden wir als überaus exotisch, es gibt viele Folkloresender mit entsprechender Musik.
Alles heisst irgendwie nach „Alexander the Great“. Der Flughafen in Skopje, die Autobahn, die wir gerade befahren und noch so dies und das. Die Willkommens-SMS von einem lokalen Carrier beginnt mir „Welcome to the cradle of civilization!“. Auch das Kürzel (FYROM) hinter dem Landesnamen ist allgegenwärtig. Im offiziellen Sprachgebrauch heisst das Land wegen eines Namensstreits mit Griechenland „Former Yogoslav Republic of Macedonia“.
Unser erstes Ziel heisst Veles. Dort gibt es einen Cache (GC1DVD2) an einer Gedenkstätte für gefallene mazedonische Soldaten. Wir fahren von der Autobahn ab und parken unterhalb des Monuments. Es geht über steile, weisse Marmortreppen den Berg hoch. Als wir fast oben sind, drehen wir uns um und genießen den Ausblick auf die Stadt. Es ist brüllend heiss und die Luft flirrt. Just in diesem Moment rufen die Muezzine von den Minaretten zum Mittagsgebet. Eine unbeschreibliche Szenerie!
Mit dem Länderpunkt ausgestattet machen wir uns auf zu unserem Schlafplatz. Auf einem Weingut nahe Demir Kapija soll man ganz gut stehen können. Der Tipp kam abermals vom Campingplatzchef in Sr. Mitrovica. Am späten Nachmittag sind wir da. Die Popova Kula Winery entpuppt sich als recht noble Absteige. Vor der Tür stehen – für die regionalen Verhältnisse – neue und große Autos. Die Gäste wirken fast schon mondän. Innen ist es klimatisiert und die Rezeption ist gleichzeitig ein gut sortierter Weinhandel. Man erlaubt uns auf dem Parkplatz zu campen und die Waschräume in der Rezeption zu benutzen. Wieder keine Dusche, aber immerhin saubere Toiletten und ein Waschbecken. Auf die Frage nach dem Preis winkt man ab. „It’s free.“
Vom Weingut aus blickt man über sanft geschwungene Weinberge und auf mehrere Gebirgsketten. Wir machen es uns im Schatten gemütlich, in dem inzwischen 43° herrschen, und versuchen uns so wenig wie möglich zu bewegen. Abends werfen wir uns in eine möglichst ordentliche Garderobe und besuchen das Restaurant. Wir essen und trinken ganz hervorragend. Ein eiskaltes Bier, nach dem uns jetzt gelüstet, kann man uns hier prinzipbedingt nicht anbieten. Aber der erfrischende Weisswein, den man uns empfiehlt, ist ganz hervorragend.
Auf der nächsten Etappe suchen wir wieder Abkühlung an einem See und fahren das erste Mal seit langem wieder nach Westen.