In Andenes angekommen sind wir nach der beeindruckenden Landschaft Senjas etwas enttäuscht. Es ist recht flach, weiter in der Ebene erheben sich ein paar Berge. Trotzdem ist kein Platz für ein Camp. Besonders angelfreundlich sehen die flachen Strände, an denen wir vorbeifahren auch nicht aus.
In den folgenden beiden Tagen fahren wir durch nasskaltes Wetter weiter in Richtung Lofotenspitze. Zwei Übernachtungen an nicht so idyllischen Orten sind auch dabei. An einem verlassenen Steg bei Sigerfjord auf Hinnøya lässt sich abends wenigstens noch angeln. Aber die Dorsche, die dabei herausspringen, sind viel zu klein und dürfen wieder zurück in den Fjord.
Auf Schlafplatzsuche bei Stangerholmen stoßen wir auf große Dörrfischgestelle. Haben wir vorher auf der Reise noch nicht wahrgenommen. Ab hier werden sie zum Landschaftsbild gehören.
Unser Weg führt uns an Henningsvær vorbei, ein Ort den uns die norwegischen Wohnmobilisten von vor ein paar Tagen empfohlen haben. Er liegt auf einer Landspitze etwas westlich vom Fährhafen Solvær. Die Straße nach Hennigsvær führt über Felsen und durch tolle Landschaft. Allerdings wird es jetzt immer voller. Die Parkplätze sind bereits jetzt, ausserhalb der Saison, mit Wohnmobilen über und über gefüllt. Das ist nun so gar nicht unseres. Wir werfen einen Blick auf das Örtchen und machen, dass wir wieder in die Botanik kommen.
An diesem Tag haben wir auch kein schönes Plätzchen zum Schlafen gefunden. Erschöpft suchen wir hinter einem verlassenen Gemeindezentrum bei Vestersand Windschutz. Hier stellt uns die Bürgerwehr. Ein Mann in einem Range Rover will wissen, was wir hier machen. Na, übernachten! Er ist aber schon mit unseren deutschen Kennzeichen zufrieden. Angeblich marodieren Osteuropäer durch die Gegend, die alles Mögliche stehlen. Haben wir jedenfalls nicht gesehen.
Ich habe eine schlechte Nacht. Kann nicht schlafen, der Schlafsack taugt einfach nicht bei den Temperaturen. Fahrlässigerweise sind wir mit Sommerausrüstung zum Nordpolarkreis gefahren. Astrids Sommerschlafsack ist gerade warm genug, aber meiner ist 25 Jahre alt, durchgelegen und der Messing-Reissverschluss ist eine blöde Kältebrücke. In den folgenden wachen Stunden recherchiere ich nach Outdoor-Läden in der Nähe. In Leknes gibt es einen. Da fahren wir Morgen hin!
Der darauf folgende Tag entschädigt uns für das miese Wetter und das Camperpech vorher. Es ist aufgeklart. Auf dem Weg ins nahe Leknes überqueren wir einen Pass. Vor uns liegt eine grüne Ebene, in der sich wunderschöne Berge auftürmen. Zwischendurch durchbrochen von Fjorden. Das Wasser glitzert smaragdfarben in der Sonne. So weit das Auge reicht. Wir passieren das Wikingermuseum und mein Kollege Jochen haut mir heute noch auf den Hinterkopf, weil wir da einfach dran vorbei gefahren sind.
Zunächst wird Ausrüstung eingekauft. Haiko erwirbt eine komplette Angelausrüstung, ich einen Schlafsack mit Komfortgrenze +5°. Zum Glück sind diese Artikel im Verhältnis zum sonstigen norwegischen Preisniveau erschwinglich.
Hinter dem Städtchen geht es spektakulär weiter. Man kann sich gar nicht satt sehen. Wenn es jetzt nur noch einen geeigneten Lagerplatz gäbe . . .